Seite:De Zimmerische Chronik 3 457.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


nach Galli nechst anno 1544. Uf selbige zeit kam grave Wilhelm von Eberstain mit seiner gemahl, der grefin von Hanow, und bracht drei döchtern mit sich, fröle Amaliam, fröle Elsbethen, fröle Felicitam und darnach graf Frobin

5

Christofs gemahl. Uf selbigen tag, als die gest geen Mösskirch kommen sollten, war an einem sonentag, do kam über das morgenessen ein schreiben von grafe Haugen von Montfort, betraf ein tagsatzung zu Ravenspurg, die in kürze darnach von gemainen graven und herren und derselbigen

10

panksverwandten daselbst solt gehalten werden. Ob demselbigen schreiben und der antwurt do sas man schier den ganzen nachmittag, wiewol von netten gewest, das die baid alten herren, grave Johann Wernher und graf Wilhelm Wernher, gebrüeder, sampt den andern den gesten entgegen

15

weren geritten. Aber es war graf Gottfridt Wernher ein sollicher wunderbarlicher und seltzamer man, das er unverhündert aller anderer gescheften und vor augen schwebender haimfierung die antwurt an graf Haugen zuvor wolte verfertiget haben. Dieselbig antwurt aber mueste graf Froben

20

Christof stellen und sonst niemands. Also saße man ob dem brief von dem morgenessen an biß gegen aubends und canzellierten die baid herren, der alt und der jung, an der antwort so lang und vil, wiewol in sollichen concepten gemainlichen das erst das böst war, und ain bott und

25

kuntschaft über die andern kam, die frembden gest weren izo da, dann do, das die zeit so gar kurz ward, die gest zu empfahen, das sie bloßig vor der statt uf Rordorfer egerden uf einandern [893] stießen. Es kam dise seltzame und ainfüre[1] manier des alten herren ser weit. Es sagten die edel-

30

und lehenleut, so beschrieben, und andere vil hievon, verwundert sich menigclich, warumb der alt herr doch sollichs gethon hett, gleichwol kein zweifel, er hat es den leuten zu laid und widerdrieß gethon, damit niemands kain lieb geschehe, sonder allain seim kopf nach gienge; darumb vil

35

darzu geredt warde, insonderhait von den nechsten verwandten do redt ain ieder sein pfenwärt darzu, und name sich manicher eins geschefts an, schrib umb unnöttige ding geen Mösskirch, damit er nun hören kündt, wie es uf der haimfierung zugangen und wer vorhanden. Grave Gotfridt

40

Wernher het dergleichen gegen andern zuvor auch gethon;


  1. ainfüre] hs. ayfure; s. register unter einfür.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_457.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)