Seite:De Zimmerische Chronik 3 461.jpg

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gehört, das graf Jos Niclas von Zollern zu seiner widerkunft von Costanz und ime das fürgebracht, wenig gefallens darab empfangen, iedoch ist es darbei bliben. Dieser schalksnar ist hernach priester worden, darnach ain münch. Userm

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closter war er ain lutterischer predicant im landt zu Würtemberg, und wie man sagt, soll er kurzlich vor seinem absterben von seiner sect auch apostatirt haben und widerumb herum uf die alt cathollisch religion gefallen sein, damit er dann sein unbestendigkait und leichtfertigkait des gemüets

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gnugsamlichen erzaigt hat. Got verzeihe ime! Es hat mich allwegen dieser handel, das der Lenz umb sein unzucht also castigirt worden, an herr Caspar Böcklin gemanet. Derselbig, nachdem er dann halb mentsch und halb lätsch, wie man sprücht, kam er uf ein zeit in Frankreich. Er gieng

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mit andern Deutschen zu Paris geen hof. Füegt sich, das er sich user dorheit neben den connestable Montmoranci satzt. Der kant nun den man nicht und name es zu einer mühe und verdruß an; derhalben befalch er den paigen, deren ein grose somma vorhanden, nit allain des königs,

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sonder auch des connestables selbs und deren andern fürsten, das sie bemelten Caspar Böcklin mit inen in die kuchin füeren sollten. Das [896] ist nun ein französisch sprüchwort und sovil, als das man einem die schellen wol erstreicht, so man ine zu kuchen füert. Der guet Caspar Böckle het der

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zeit den französischen oder hofbrauch sovil nit erlernt, das er wust, was es geredt oder bedeuten sollt, so man ain zu kuchen füert, und gieng derhalben mit den knaben guetes willens. Es was ein groß gelechter von menigclichem, do sie vermainten, man würde ein sollichen grosen narrichten

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Deutschen mit rueten schwingen. Wie aber der Caspar in die kuchen kompt und sicht der köch einen mit einer zimlichen grosen rueten gegen ime geen und das die knaben ine weiter anfielen und ine ufnestlen wolten, do markt er erst, was die mainung und wie es zu wolt geen. Derhalben

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fieng er sich an zu weren, schluch umb sich, in maßen das er sich iren aller erwert und außriß. Sie liefen ime nach, wolten in wider ufphahen, aber es gerieth im die schanz, das er in der flucht des alten königs Francisci sal antraf. Do trang er mit gewalt durch die thürhüeter hinein, die

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knaben einstails hinnach. Caspar forcht im übel, facht an überlaut den könig anzuschreien: »O rex christianissime[1],


  1. christianissime] hs. christissime.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_461.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)