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miserere mei!« Der könig und menigclichen lachten, das sie zerbrochen möchten sein. Iedoch, als er von seim geschrai nit lasen, sprach der könig, man solt den narrechten Deutschen geen lasen. Also ließen sie ine mit friden. Durch

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diese that ward Caspar Böckle bei dem könig und andern zu hoff ganz wol bekant, das er hinfüro sein freien zugang het an hoff, und ward nun »der miser Caspar« genannt, dann es sahe menigclichen an seinen federen wol, was er für ein vogel war. Er hat sich hernach der obgehörten

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handlung, die im zu hoff begegnet, übel geschempt und nit gern wellen gestendig sein, insonderhait aber hab der könig gesagt: »Last den frommen Deutschen geen!« und seie keins narrechten Deutschen gedacht worden. Er ist hernach in ein solche dorheit und narrei gerathen, das er sich

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selbs berett, er seie der recht erb des königreichs Ungern, sei in der jugendt vertriben worden, darum er dann dem römischen könig Ferdinando und auch dem von der Weiden übel geredt, als sie baide raufen sich umb das sein und halten im das mit gewalt vor. Er ist etlich mal in

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Frankreich zogen und beim könig Heinrico umb hilf wider den römischen könig angerüeft. Dergleichen geucherei hat er vil getriben. Aber sein brueder, herr Wilhelm Böckle, hat sich solcher dorheiten enthalten und dem kaiser Carle etliche jar gedienet als ain rath und dem hof nachzogen, auch

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damit erlangt, das im der kaiser zu der probstei zu Maidenburg verholfen. Er hat etliche jar darvor ein weib gehapt, die im aber gestorben und nur ein einzige dochter verlasen, die hat er dem Lazaro von Schwendi[1] verheirat. Aber das glück und die reichtumb wellen nit iedesmals bei ainandern

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sein. Der schweher und der dochterman kinden sich nit vergleichen. Das ich mich aber widerumb uf die zimbrischen sachen lende, so haben wir hievor vernommen, das die grefin von Eberstain unlangs nach der hochzeit uf Eberstain schwanger

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worden. Die ist also gangen zu Mösskirch biß in die fasten des nachgenden 1545 jars, do ist sie zu Mösskirch im alten frawenzimmer den nechsten freitag nach dem sontag Invocavit, des morgens zwischen fünf und sechs uhren, glücklichen genesen einer dochter; die ist noch desselbigen tags

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under dem ampt zu S. Martin geteuft und Anna genennt


  1. Schwendi] s. oben s. 334, 7 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_462.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)