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kein Spanier gewisslichen glaupt, dergleichen vil deutscher menner auch; und da er wol zu friden, do kunt es andern auch nit misfallen. Ich hab einest von eim warhaftigen und berüempten grafen gehört, der sagt, es were herr Jörg

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truchseß von Walpurg der elter ains mals in Bayrn kommen und von einer hochen frawen befragt worden, wie es doch keme, das die Schwaben so böse ehemenner weren. Hat er gesagt: »Liebe (wie er sie dann genennt oder ein predicat gegeben), was sagen ir mir ein langs und ain braits von denen

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schwebischen mannen? das waiß ich wol; was bei uns in Schwaben bei den ehemennern zu zeiten für missbreuch, dieselbigen megte man in Bayrlandt an vil orten bei den weibern reuchlichen finden.« Das war ein guete antwurt. Die fraw het gewelt, sie het geschwigen, dauset darvon

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und het irn tail, villeucht het er sie in rumel getroffen. Es war gleichwol etwas höflicher entworfen, dann maister Jörg .. . sagt, als er denen von Überlingen vergangner jaren die orgl machte. Derselbig, wie er die new orgl anfieng zu stimmen, mocht er nit für guet haben, do die weiber oder die kinder

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durch die kirchen liefen und ine irr machten. Wolten nun die von Überlingen, das er nit darvon züge und inen die orgl unvollendet da ließe, da muesten sie dem einfieren mann wilfaren und alles, das ime zuwider, von oberkait und mit ernst abschaffen. Nun hetten die von Überlingen ein

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fürnemen organisten, war ein priester, hieß maister Hanns .... Dessen concubina oder haushälterin war einsmals so fürwitzig, das sie, unangesehen [901] der obrigkait bevelch, mit einer andern frawen zu unzeiten in die kirchen gieng, und wolten damit auch das new werk, da iederman von

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saget, besichtigen. Wie sie aber niemands in der kirchen oder uf der orgl sahen, vermainten sie nit, das maister Jörg, der orgelmacher, vorhanden, darumb fiengen sie an mit ainandern von der orgl zue arguiern[1], was ir noch manglete, und redt ein iede ir pfenwert[2] darzu nach irem verstandt.

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Insonderhait maister Hannsen, des organisten, magt die clagt über die langsam arbait. Das konte maister Jörg nit lenger gedulden oder darzu schweigen, thuet sich herfür und last sich urplützlingen uf der orgl sehen und sprücht zu ir: »Fraw, ich will euch die recht warheit sagen. Die

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orgl ist fertig, aber es manglt noch ains palgs, den gebt ir


  1. arguiern] hs. aguiern.
  2. pfenwert] hs. pfenwart.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_468.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)