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wolfgeschrai bekant, die anders ußgelegt und verkert, darvon vil zu sagen, aber von geliebter kürze und sicherhait willen underlasen wurt.

Es ist solcher betrueg, wie obgemelt, nit allain diesem

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könig Sigmunden begegnet, sonder der allergrosmüetigest könig von Frankreich, Franciscus, der erst des namens, ist diesem unfahl underworfen gewesen. Sein letster gemahl, die königin Leonora, deren römischen kaiser Caroli und Ferdinandi schwester, ist im auch wie ein witfraw nit ganz

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haimkommen, dann sie nach absterben ires ersten gemahls, könig [Emanuel][1] von Portugal, bei irem brueder, kaiser Karlen, in Hispania zu hof gewesen, do ist sie pfalzgraf Friderrichen, dem theuren fürsten, der auch nach seines brueders, pfalzgraf Ludwigs, absterben die chur bei Rhein erlangt, gar

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wol bekant gewesen, und ist die sach so laut geloffen, das kaiser Carle dem pfalzgrafen der ursach halben den hof ein zeit lang verbotten hat. Baldt hernach, als könig Franciscus vor Pavia gefangen und in Hispaniam gefüert, hat er sich uf ein zeit so hoch seins unfahls halben bekömert, das kaiser

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Carle, auch menigclich besorgen müeßen, er werde sterben. Also ist der kaiser selbs zu im kommen, ine getröst und allerlai kurzweil zugericht. Darneben hat ine die königin Leonora, obgenannt, mehrmals haimgesucht, welchs dann den volgenden heirat befürdert. Hernach über vil jar, als

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pfalzgraf Friderrich mit einer königin von Dennmark[2] verheirat und seins heiratguets, auch anderer ursach halb zu kaiser Carlen in Hispanniam sampt seim gemahl geraist, aldo er doch wenig ußgericht, ist er am widerkeren durch Frankreich zogen. Do hat der könig Franciscus und die

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königin Leonora in, auch sein gemahl hoch empfangen und vil ehr bewisen. Darneben aber hat sich der könig understanden, nach dem er dann ain sonderlicher frawenman gewesen und uf solche gescheft grosen costen verwendt, und sich vil bemüeht, durch allerlai haimliche practiken in

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kuntschaft mit der pfalzgreffin zu kommen und ime hiemit in gleichem fahl auch zu widergelten. Aber wiewol die königin Leonora sonst keins scharpfen verstands oder hochen vernunft gewesen, iedoch kunt sie den praten wol schmecken, dann die vilfeltigen furta ires gemahels, des königs, waren


  1. Emanuel] die hs. hat eine lücke.
  2. königin von Dennmark] mit namen Isabella.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_472.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)