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im gleich von seinen herren was befolchen wardt, das er nit gern thette, so sprach er: »Es gehört nit für mich, sonder für arm gesellen.«

Nun kurzlich nach obbemelter lecherlicher handlung

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begab sich ein ebenmeßige lecherliche sach, gleichwol mit kainer solchen grosen epitasi, und das gieng also zu. Es ließ graf Johann Christof, der domdechant, ein schreiben stellen an graf Jacoben den Reingrafen in namen des preceptors von Isne, ist ein prelatur und gotzhaus, im Allgöw

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gelegen. Den brief schrib ein schueler mit grüner dinten und war des inhalts, demnach ime der Reingraf ein hundert guldin in golt vor jaren abgelehnet, so were sein begern, im dieselbigen onverzug wider zu bezallen, dann er des gelts nottturftig, damit er nit, wo das underlasen würdt,

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verursacht, seiner habenden verschreibung oder handtgeschrift nachzugeen und die schuldt mit rotweilischem hovegericht einzubringen, des er doch lieber umbgeen welte. Der brief war underschriben: »Johan de Lane, preceptor zu Issne«, auch mit grüner dinten; das sigel oder pitschier war gar

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unerkannt und von eim andern brief genommen und uf den geklaibt. Also uf einen sampstag, wie die domherren so in der residenz im capitel erschinen, do kam ein unerkanter pott für die capitelstuben, fragt, ob graf jacob der Reingraf vorhanden, und als er hörte ja, da übergab er den brief

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dem dürren tormenter, ist ein ampt bei den tomherren zu Straßburg, sovil als ein pedell und ein gemainer diener, mit pitt, er welt den dem Reingrafen zustellen, dann er sonst mehr brief, die er in der stat von seins herren, des preceptors von Isne, wegen müeste überliffern. Damit schied

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er ab und macht sich kurz darvon. Es verwundert sich der tormenter, auch andere diener, so vor der capitelstuben standen und uf ire herren warteten, was doch das für ein brief were, der ain übergeschrift mit grüner dinten het. Iedoch ward der brief ins capitel gebracht und dem Reingrafen

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zugestellt. Der las den brief, iez besahe er die geschrift, dann das sigel, der [er][1] keins konte erkennen; so war im auch der undergeschriben name, Johan de Lane, gar nit bekannt, vil weniger konte er sich erinnern, das er dem preceptor von Isne anich gelt sollt schuldig sein. Gleichwol fiel im

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zu, das er des preceptors vorfar zwai fueder weins ab het


  1. er] dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_490.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)