Seite:De Zimmerische Chronik 3 527.jpg

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wardt vertriben. Diser schwank ward nachts im panket herfür gebracht und dessen von menigclichem wol gelacht. Es het herzog Hainrich ein langen zedel bei im uf der tafel ligen, den er zum oftermal besahe. Grave Haug sas im an

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der seiten; den verwundert, warumb doch der herzog so oft den zedel besehe, erkeckt doch zu letst und fragt. Also ließ in der herzog den zedel sehen. Darin het im der kuchenmaister alle esen und drachten in der ordnung ufgezaichnet, und kunt sich demnach mit seinem esen darnach

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richten und sich uf die bösten trachten sparen. Es war sonst grave Friderrich von Fürstenberg und grave Wolf von Öttingen auch dahin geladen und gieng das recht groß drinken under inen an. Und seitmals sie drei der fürnembsten grafen im reich, wolt inen ieder Saxenkerle ein bringen;

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beschach alles mit verhaißung viler pferdt und reuter. Der pracht ein pecher uß uf hundert oder zwaihundert, der so, der ander sovil. Die reuterei wardt dermasen gebraucht, das grave Haug letstlich der reuter ainstails in ermel must springen lasen, seitmals er vom disch nit abkommen. Die

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reuter schütt er in den nechsten winkel, wie dann solche sachen für kain schand oder unlop zu achten, da das übergroß drinken ain ehr ist. Noch het es kein ort, es kamen die Sachsen und Praunsweiger junkern wider uf die füeß und brachten im abermals der reuter, die sie ime im fal der

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not zufüeren wolten zu seinen diensten, zum bösten. Dergleichen beschach auch grave Friderrichen und graf Wolfen. Darauß volgt, das sie alle drei, gar wol bezecht, ganz spat abschiden, heim in ir herberg kammen. Nun hetten die baid grafen Montfort und Fürstenberg iren vettern, graf

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Wolfen, mit sich in die herbrig genommen; den behielten sie bei inen übernacht. In iren cammern standen [941] vier bet, darunder nur die drei angemacht, das viert war leer, also das nun die ainzig leer betlad alda stunde. In die drei angemachte betladen legten sich die drei obgenannten grafen.

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Es het sich aber graf Haug den abendt so gar überweint gehapt, das er darvor nit schlaffen kunt und muest nach langem wider ufsteen. Er gieng an laden und den finger in hals, damit war den reutern der pass geöffnet. Die ritten haufecht dahin zum laden hinauß. Grafe Friderrich erwacht

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ab dem worgen, wolt wissen, was das für ein wesen were. Sprücht graf Haug: »Was solts sein! die braunsweigischen reuter wellen nit lenger bleiben, die reuten zum fenster hin-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_527.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)