Seite:De Zimmerische Chronik 3 541.jpg

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rich Spetten döchtern aine, mit deren er vil kinder bekommen, daher man achten thut, das die ungnad vom herzogen erwachsen; und wie man sagt, so ist es ain frechs, frombs weib gewest und die ir zungen zu ieder zeit nit maister het

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sein kinden. Aber man muß nachgeben und bei weilen den zaum lassen der mechtigen natur und dem ungezimpten thier. * Man sagt, es seien uf ein zeit seine schweger, die pfalzgraven, auch marggraf Casimir von Brandenburg zu ime

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komen, do hab er sich so schmelich gehalten und neben andern verachtungen ein arm ufgeworfen, sprechende: »Wen das verdreust, der freß es!« damit er sie verursacht, das [949] sie öffenlich gesagt, was er sich so mausig derf machen; es haben ire etlich noch alte stiffel dahaim an ainer wandt,

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seien elter, dann er oder seine vordern fürsten. Bei unsern zeiten ist under allen fürsten deutscher nation kainer gewesen , der das wankelbar glück und den unfahl also, wie er, erfaren hab. Sollichs hat ainest ain gelerter Predigermünch von Pforzheim, ein provincial, von ime geweissaget.

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Als der herzog noch in der wiegen gelegen, do ist der münch über das kündt gelassen worden, das ers ansehen und anrüeren megen. Soll er gesagt haben, solch kind, so es zu seinen tagen und gepirlichem alter kommen, werde es in deutschen landen vil empörung und seiner landtschaft

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ain solche verenderung bringen, das solichs bei seinen lebzeiten zu kainen ruwen komen werde. Dieses vaticinium[1] darf kains ußfierens, sonder ist menigclichem bewist. Als er Hannsen von Hutten[2] umbgebracht, welcher seiner hofjunker ainer war (warum das beschehen, das laß ich alhie

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bleiben), ist er der ursach halb vorhin in Westphaln geraist und wissend worden, damit er die that, als er den Hutten nach der entleibung an sein schwert gehenkt, dester glimpfiger verantwurten mögte. Bald darnach ist er zu bischof Wilhelmen von Straßburg, der ain graf von Honstain war,

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geritten; dem hat er mit allen umbstenden eröffnet, wie es mit dem Hutten ergangen. In der naration aber, wie er dem bischof erzellet, das er den Hutten allain uf dem jagen bedretten, hab er den zu ross angesprengt und etlich mal umb ain hurst hinum gejagt; letstlich aber were ime mit


  1. vaticinium] hs. vaticinum.
  2. Hutten] s. oben II, 253 I ff. und Heyd a. a. o. I, 388 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_541.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)