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zumal; als die recht fürstin war herzog Jörgen von Sachsen dochter, und nam aine edle jungfrawen user dem frawenzimmer, war eine vom Sal, das doch bei den Deutschen unerhört ist. Noch ist es im alles hingangen. Er hat diser

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zweiten ehe halben seiner räth ainen, den alten von Dornberg gefragt, ob er vermaine, das er dessen befuegt seie. Als aber derselbig nit antworten dörfen nach seinem gewissen und verstandt, do hat der landtgraf selbs gesagt, es sei nit recht, solle auch dem gemainen mann nit zugelasen

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werden, aber die fürstlichen heuser haben wol etwas macht vor andern, denen sei es vile halb irer gescheften und von wegen irer prärogatif und präeminenz wol zu vergonnen. Er hat ein argen, iedoch gelerten schalk gefunden, war der Martin Buzer; der ließ ein buch[1] im druck ußgeen, das aim

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christenman wol gepüre, zwai eheweiber mit guetem gewissen einsmals zu haben. Aber es ist bei den Deutschen nit angenommen worden und hat man das buch in seinem wert bleiben lasen. * [1481] Und ich waiß under allen fürsten und

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adelsstenden[2] in deutschen landen kainen, von dem man geschriben find oder sagen kan, das er zwai eeliche weiber zumal hab offenlichen gehapt, ußerhalb ain graf von Gleichen[3] ußer Türingen. Mit demselbigen aber hat es ain andere gestalt gehapt; dann nachdem er vor vil jaren sein weib, auch kinder

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verlassen und mit ander Cristen wider die ungleubigen in die Haidenschaft geraist, do ist er in selbigen krieg von ungleubigen gefangen und vom Soldan verschickt und verkauft worden, das er im feld hat bawen und arbaiten müßen. Als er aber etliche jar in sollicher arbaitselligkait verharrt

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und der gütig Gott ain benüegen an seinem triebsal haben wellt, so begipt sich ains mals, das des grosen Soldans döchteren eine in selbiger lantsart spazieren gehet. So er-


  1. ein buch] der titel des seltenen schriftchens lautet nach Baum, Capito und Butzer s. 601 nr. 56: Dialogus, das ist ein freundtlich Gespräch zweyer personen, da von, Ob es göttlichem, natürlichem, keyserlichem vnd geystlichem Rechte gemesse oder entgegen sey, mehr dann eyn Eeweib zugleich zu haben.... Am ende: Geschrieben auff Sontag Laetare. Anno M.D.XLI, durch Huldrichum Neobulum. 4°, s. 1.; vgl. Rommel a. a. o. II, 410.
  2. adelsstenden] hs. adesstenden.
  3. von Gleichen] in der literatur vielfach behandelte frage; eine zusammenstellung derselben s. bei Herrmann, Bibliotheca Erfurtina s. 414—415; siehe dazu noch Oettinger, Bibliographie biographique nr. 7865—7870; Archiv für Geschichte, Genealogie etc. (1847) s- 289—330; Trautmann, Das Gleichen-Denkmal etc 1866.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 546. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_546.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)