Seite:De Zimmerische Chronik 3 548.jpg

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und dem bapst alle sach, wie die von anfang ergangen, fürhalten, und was er aldo gewisen, dem mögt er nachkomen. Dem folgt er, kam gen Rom fürn bapst; den bericht er aller sachen, wie oblaut. Also nach langer beratschlagung

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über ain so schweren und ungewonlichen handel, do absolvirt in der babst, ließ im die ander ee auch zu. Dess gab er im seine bulen und intulgentias, auch ward des Soldans dochter gedeuft. Herauf zeucht er den nechsten mit der frawen herauß in deutsche land in Diringen. Wie er nur

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haimkumpt, ward er von der grefin, seiner ersten frawen, und seinen kindern, die in vil jaren in nit gesehen, ganz fründtlich und hoch entpfangen, dergleichen auch des Soldans dochter, nachdem die grefin aler verloffen[1] handlung, wie es ergangen, als oblaut, bericht ward, und kunten sich

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alle wol mit ainandern vergleichen, das doch für ain besondere gnad Gottes domals ward geschetzt, das die greffin ab der ander hausfrawen kain beschwerd oder unwillen getragen, sonder war wol zufriden, das sie hiedurch het iren lieben herr und gemahel wider zu landt gepracht. So hielt

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sich auch des Soldans dochter so tugendtlich und fründtlich, das menigclich sie lieb und werd hett und das man speuren kont, das Gott sein segen darzu gegeben. Iedoch überkam der graf von der letsten frawen kain kindt, so doch die erst deren vil verließ. Deren war die ander und letst mit

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allen trewen und geflissen warten, auch nit anders, als ob sie ire leibliche kinder weren, uferziehen und lieben. Haben also die überig zeit ires lebens in aller ainigkait und gutem friden verzert. Nach irem absterben sein sie zu Erdfort alle drei begraben worden, do man noch die ganz historia von

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inen findt. Sie sein auch alle drei in ain marmorstain alda gehawen und der graf zwüschen den baiden frawen in der mitte, uf der ainen seiten des Soldans dochter, hat ain königclichen cronen uf, und der ander seiten aber die greffin, die hat ire kinder in guter anzal bei iren füßen gehawen.

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So man nur die ursach der zwaiten ehe dises grafen erwigt, so befindt sich, das die nit ußer mutwillen beschehen, sonder das auch der babst, sein erste hausfraw, die grefin, auch menigclich sonst kein beschwerd oder unwillen darab gehapt. Aber mit unser landtgrafen hat es vil ain andere

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mainung; dann was seine freche und frefele sachen biß an-


  1. verloffen] hs. verloffens.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 548. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_548.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)