Seite:De Zimmerische Chronik 3 568.jpg

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vermerken welte, das [er][1] seins schwagers, graf Josen, sich annemme, dann so er wissen, das solchs Ir Majestat zuwider, welte er sich der sachen entschlagen. Do wardt im zu antwurt, Ir Majestat megte in gar wol und lieber, dann ein

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frembden, bei der sachen leiden, welte es auch in kainen ungnaden gedenken. Hierauf dorfte graff Wilhelm Wernher sich der sach dester kecklicher underwinden, und wover graf Jos gefolget, das er izo graf Wilhelm Wernhern bei dem könig durch den vicecanzler Jacob Jonas hett handlen

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lasen, het der graf, wie der vicecanzler hernach selbs bekannt, mit fünf oder sechs tausendt guldin megen hindurch kommen. Aber er wolt sich dessen alles nit benüegen lasen, sonder ließ durch sein vetter, graf Carln von Zollern, bei dem churfürsten von Brandenburg[2], dergleichen bei dem

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andem marggrafen praticiern, das die für ine bitten und underhendler sein solten. Wie nun graf Jos die sachen selbs so gar hoch thette erheben und sovil chur- und fürsten ins spill bracht, do kunt oder wolt der römisch könig kein wenigs mehr haben, sonder es kam die vorderung über die dreißig

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oder vierzig tausendt guldin. In aller handlung begab sich, das graf Wilhelm Wernher an ainem sontag oder eim andern feirtag des morgens in aller früe den churfürsten von Brandenburg ansprechen muest. Solliche audienz verzoge sich so lang, das der churfürst in sein predig, die in aim grosen

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sal gehalten wardt, geen wolt. Also name bemelter churfürst den grafen mit sich, sprechende: »Ich waiß wol, das ir ain papist, iedoch so wellen mein predicanten hören und hernach, wie er euch gefall, eröffnen.« Also [964] blib graf Wilhelm und hörte den Johann Agricolam von Issleben.

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Nach außgang der predig, als er vom churfürsten abgeschaiden, kumpt herr Jörg von Haidegk zu im, und als sie in der jugendt bei ainandern zu Stutgarten am hof waren erzogen worden, derhalben einandern wol bekant, sprücht er schimpfsweis zu im: »Vetter, wie dürfen ir zu uns ketzer

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in die predig kommen? ich wills von euch schwetzen; ir kindens bei ewern pfaffen nit verantwurten.« Also wardt ain gelechter darauß. Das ich aber wider von den zollerischen handlungen sag, so höre ich, es seie in aller handlung dem römischen könig nichs beschwerlichers fürgefallen,

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als das lang geschwetz, so des churfürsten von Branden-


  1. er] fehlt in der hs.
  2. Brandenburg] hs. Brandenberg.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 568. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_568.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)