Seite:De Zimmerische Chronik 3 570.jpg

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Aber als durch verwechslung der brief graf Wilhelm Wernher sich aller pratika erlernt, hat er seinem schwager eilends zugeschriben, worauf die sachen beruwen; er soll getröst sein, ime glauben geben, es werde bösser und stände der

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handel nit so gar übel, als im fürgeben werde. Und damit sein graf Carln alle seine grif zu ruck gangen. Der ist gegen seinem vetter, graf Josen, mit grosen schanden bestanden. Noch hat er nit feiren kinden, sonder graf Josen ain andere unruw am kaiserlichen hof durch doctor Hanns Marquarden

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von Hausen angericht. Also da in der römisch künig wol berupft, wie gehört, dergleichen wardt im ob 6000 gulden uncosten ufgeloffen, do wolt im kaiser Carle auch ain feder [965] außziehen, aber durch rath des vicecanzlers Jacob Jonas schickt graf Jos sein doctor, Abraham Schenken, geen

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Brüssel. Daselbst wardt alle ungnad abgelegt, und mogte graf Carle des orts gleich so wenig, als hievor, schaffen. Ich kan nit underlassen zu vermelden, da in aller handlung graf Josen sachen bei kaiser Carln zum aller gefärlichisten gestanden, hat graf Wilhelm Wernher dem königclichen

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canzler geschriben und under anderm ine im brief gedauzet, wie sie dann im brauch gehapt einandern vertrawlichen zu schreiben, mit solchen worten: »Lieber Jecle, thue das böst bei königlicher Majestat! es thett nie so not, oder es wurt gar dreck regnen.« Diesen brief, so der graf mit aigner

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handt geschriben, hat der vicecanzler zu sich genommen, und wie er den könig ganz frölich befindt, bringt er mit allen fuegen graf Wilhelm Wernhers begern für und userer sonderer geschwindigkait last er Ir Majestat das schreiben sehen. Der hat dero vertrawlichen bossen wol lachen megen

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und darneben sich gegen dem vicecanzler ganz gnedigest vernemmen lassen, mit vermelden ains grosen lobs, das er dem grafen seiner fromkait und erbarkait halben verlihen. Aber hiemit ist graf Carln von Zollern nit gedient gewest. Derselbig, als er würklich befunden, das seine geschwinde

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pratiken ußbrochen, hat er sich seines vettern sachen nichs weiters beladen wellen, sonder sich ains unwillens angenommen, deren sachen entschlagen und unverholen sich gegen graf Wilhelmen Wernhern vernemen lasen, er hab den stammen Zollern in unwiderbringliche scheden

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eingefüert, das noch rach über jene in kunftigem werdt geschrawen. Also hat graf Wilhelm Wernher die sach allain über sich genommen, gehandlet, wie oblaut, und wie ich von ime, auch


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 570. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_570.jpg&oldid=- (Version vom 11.7.2022)