Seite:De Zimmerische Chronik 3 577.jpg

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graf Saw wardt genannt. Das beschach nun auch zum newen jar. Füegt sich ohne geferdt, das sich die herren uf den newen jarstag bei gueter zeit schlafen gelegt und mit inen obgenannter graf Gans, den sie mit kainem glimpf

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von inen bringen kunten. Im ersten schlaf so kommen etlich handtwerksgesellen oder villeucht sonst unrüebig leut für das haus und sangen umb das guet jar, wie gepreuchlich. Es waren aber die herren an der ruhe, so wolten inen die andern sonst auch nichs geben; derhalben die an der

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gasen, so villeucht die herren alda beherbergt sein wussten, nach unnutzer leut geprauch das gesang umbkerten [969] und sangen under andern worten:

»So wellen wir von hinnen gan
Und euch allen ain speck zue der letzin lan!«

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Damit zogen sie darvon. Des gesengs wolten die herren vor lachen zerbrochen sein, allain grave Hanns Schlick der nams zu verachtung uf und wolt nur beum außreißen und sie alle todt haben. Er name sich an ufzusteen, wolt für die herbrig hinauß und die brueder ab der gassen bringen;

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vermaint, man würde in gehalten haben. Aber do man sein lachet und in machen ließ, do nam er sich selbs ganz güetlich von seim zorn; dann menigclich wol leiden megen, das er die hochen stegen hinab wer gefallen, das im gewisslichen, wover er ufgestanden, begegnet.

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Gleich bald darnach do het der vicecanzler graf Wilhelmen Wernhern abermals zu gast gehalten. Wie nun der graf zum essen get und seine diener ime nachvolgten und ufwarteten, do begab sich, das zwen Spanier oder welschen vaquin eintweders der barr, oder aber sonst umb ein

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gewette liefen. Die kamen mit grosem ernst die gassen gegen ime herab geloffen. Der graf sampt seinem diener[1], hieß Melchior Schenk, der het ain guets trinkle, der wolt inen nicht userm weg weichen, stalt sich miten in die gassen. Dieweil aber die zwen in vollem lauf, do kunten sie nit

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gleich sich hünderhalten. Damit wardt der guet Melchior mit grosem gelechter aller zuseher schier ains gueten raisspieß lang hünder sich geloffen. Im empfiel das schwert, aber sie gabens im wider. Indess giengen der graf und die andern diener für. Der Melchior scharret lang ufm boden,

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biß er wider ufkam, und wie er sein herren und seine ge-


  1. sampt seinem diener] hs. sampt seinen dienern.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 577. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_577.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)