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hofmaister, graf Haugen von Montfort, honoris causa geen Brisel, kaiser Carln den herzogen als ein gehorsamen reichsfürsten anzuzaigen und zu befelchen. Es wurt graf Haugen ein tag benempt, das er vor Ir Majestat erscheinen solle.

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Graf Haug der kompt und wartet im vorgemache, wann er zum kaiser berüeft werde. Nun war daselbig vorgemach nach dem hofgebrauch mit den aller köstlichisten tapissereien behenkt, wie dann die zum schönesten in Niderlanden werden gemacht; auch war under andern fürsten, grafen

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und vom adel, so daselbs uf den kaiser warteten, der bischof von Bremmen. Derselbig ersicht ohne geferde in ainer tapisserei, wie der Hercules, ganz künstlich [972] gewürkt, mit dem Acheloo ringet, den überwindt, auch wie der Achelous ein sterbliche farb hat, ganz verblichen ist und im die

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augen gebrochen sein. Also vergisst sich der bischof selbs, geet hinzu und sticht ein guete weil mit den fingern dem gewürkten Acheloo in die augen. Solchs, dieweil er das mit eim besondern fechtbossen thette, war es allen zusehenden ein groß gelechter, insonderhait aber graf Haugen den

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kam ain sollich lachen an, das er nit wust, wa er bleiben solt, muest auch all augenblick schier besorgen, das er vom kaiser in das inner gemach beschaiden würdt, welches auch gleichbaldt darnach beschach. Ich habs mermals von graf Haugen gehört, das er sagt, im sei sein lebenlang vor lachen

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würs nie beschehen, und als er zu dem kaiser kommen, alda er sich dann traurig und kleglich hab sollen erzaigen, da seie ime in aller werbung dieses bischofs grimmigs gemüet über den armen Acheloum stets fürgefallen und zu sinn gewesen. Vil seltzamer hendl sein disem bischof am hof

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begegnet. Er hat uf ein zeit zu Brüssell für künig Philipsen von Hispania begert. Derselbig hat in bei zwaien stunden im vorgemach steen und warten lasen, das er nit fürkommen megen, wie dann den künig seine Spanier beret, das solchs seiner reputation und hochhait wol gepüre, unangesehen das

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der künig domals nichs zu schaffen, sonder allain mit den schalksnaren sein gefert gehapt, wie dann der zeit sein gröste kurzweil gewesen. Sollichs ist kaiser Carle bericht worden und das dergleichen auch vormals mehr mit andern fürsten beschehen. Hat darab ain groß missfallen getragen, dann

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er sonderlichen begert, das der sone sich freintlich gegen den deutschen fürsten hielte und zu denen sich zu hette gethon. Derhalben beschide er uf ein zeit den jungen künig


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 582. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_582.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)