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zu ruck reiten müesen. In kürze darnach hat er das durch herr Wolfen von Affenstain, den churfürstlichen rath, an gepürlichen orten anbracht, hierauf der churfürst, pfalzgrauf Friderrich, also über den probst erzürnt worden, das er

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etlich pferdt hinab ins closter geschickt. Die haben ein grose anzal habern, korn, wein und anderer victualien mit inen hinüber geen Haidelberg gefürt, und ist der probst seiner kargkait halb zu grosem nachtail kommen, auch in zehenfachen schaden gefallen. Es hat ie diß herrlich, alt

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closter zu boden geen müesen; sie haben vor jaren iren orden verlasen, die kutten von inen geschütt und sein zu weltlichen priestern worden. Wie sie aber noch vil weltlicher worden, do ist der nachgendt churfürst, pfalzgrave Ott Hainrich, tanquam alter Nabucadnezar kommen; der hat

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die kaiserlich uralte bibliothek sampt butzen und still, wie man sagt, hingefürt, und wie augenscheinlich, sicht es eim zerfalnen spital vil gleicher, dann ainer so herrlichen und kaiserlichen stiftung. Mitler weil und graf Wilhelm Wernher das cammerrichterampt verwalten, do hat er bei kaiser

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Carlen ein freihait uf den titel wolgeborn ußgebracht; dann ob gleich wol vor vil jaren alle hoche adelsstend, die man personas illustres nempt, ain titel gehapt, nemlich das edel, daher man geschriben: »Dem edlen herzogen, dem edlen fürsten, graven oder herren« etc., iedoch so sein die titel

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für und immerdar mit der übergrosen kostlichkait gestigen und so hoch kommen, das es izo ansteen müesen. Wie nun die höchere stendt iren titel und predicat erhöcht, do habens die grafen auch angefangen, sonderlich aber die Schwaben. Die ersten sein gewesen die grafen von Werdenberg; gleich

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darauf ist gevolgt Zollern, hernach Fürstenberg, hernach Sulz, hernach Montfort und Helfenstain. Wie es also anfahen gemain zu werden, do habens die truchseßen von Walpurg bei wenig jaren auch erlangt. Es wardt [977] in der zimbrischen freihait in dem übersehen, das die allain

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uf graf Gotfridten Wernhern und graf Wilhelmen Wernhern und ire söne gestelt wardt; damit so weren graf Johann Wernhers söne und also der recht stamb in absteigender linia ußgeschlossen gewest. Wie nun das die kaiserlichen räth und der vicecanzler, doctor Jörg Sigmundt Seldt,

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[erfaren][1], do enderten sie die freihait und warden darin die


  1. erfaren] so etwa dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 590. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_590.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)