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und in sonderhait die gaststell[1] sauber zu halten, derhalben der thor ein groß misfallen getragen, wann frembde leut dahin kommen, dann im stets arbait gefallen und von newen dingen wider seubern müesen. Darauß gevolgt, so frembde

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reuter kommen, ist der narr ganz übel zu friden gewest, hat geflucht und gescholten, auch zu zeiten die ganz übel eingesegnet. Das ist nun domals auch beschehen. Wie der graf dahin kompt, ersicht in der narr unversehenlich mit vilen pferden kommen, derhalben ergrimpt und schreit er

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über laut: »Wol einher ins teufels namen, du schmorotzer! So du daheimen nichs hast zu fressen, kumpst und wilt meim herren unruhe machen und das sein abnutzen; hetest dahaim zu bleiben, lüest uns alhie mit friden! Far wider hin! wir dürfen deiner gar nit.« Graf Wilhelm Wernher erhört dise

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wort, kant den doren nit, wust auch vil weniger, was er für ein man, erschrack, vermaint auch, der dor wer also subornirt oder angericht, und das er ain unwillkomner gast würde sein; gerow in gar übel, daz er sich dahin bewegen hett lasen, auch so es ein wenig fueg gehapt, er were ufs

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fürderlichist wider darvon zogen. Aber der landtcomenthur war ein vorder höflich man, der kam im entgegen gangen, grüst in fründtlich. Also ersprachten sie ires befelchs halben. Der landtcomenthur [981] wolt ine in etlich tagen nit abscheiden lasen und entschuldiget des doren reden ganz solicite und

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angsthaftig. Diser narr ist in etlichen jaren hernach ganz liederlichen umbkommen; dann als der jeger zu Alschausen uf ein zeit gejagt und den zeug und garn vor des narren kammer ufgehenkt und trucknen wellen, ist der narr nachts uß seiner cammer gangen und hat sich in den garnen

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dermasen verwicklet und beschlagen, das er sich selbs darin ersteckt und am morgen todt gefunden worden.[2] Bei wenig tagen darvor het sich ein lecherliche sach alda begeben; dann wie der brauch in der catholischen kirchen, das merthails uf allen bannen feirtagen der

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kirchenfane in procesione umb wurt getragen, das beschach da auch; dann der fane wardt durch ein jungen gesellen zu Alschausen getragen. Der satzt die stangen uf den latz, welcher nit mer, dann mit eim nestel war eingethon, nach


  1. gaststell] hs. gastgell.
  2. worden] darauf hat die chronik die notiz: Et ibi nota von narren und wie der Bestle Urzl zMespelbron oben herab gefallen. S. oben band II, 349, 3 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 597. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_597.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)