Seite:De Zimmerische Chronik 3 604.jpg

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haben thailhaftig gemacht. Es ist nit weniger, user natürlichen ursachen begeben sich zu zeiten dergleichen sachen im absterben, dergleichen auch in etlichen krankhaiten. Also hat sich anno 1562 befunden von maister Conradt

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Angelbergern von Lindow, bruchschneider zu Überlingen, der ist wenig tag vor seinem absterben in einer unbesinten weis so unrübig in der bruch worden und het ain solchen priapismum überkommen, das in aller krankhait sein weib zu im kommen, sich [985] nackendt abziehen müesen. Da

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hat er preter solitum schier ein unaufhörlichs scharren gehapt, darab sich sein weib selbs und menigclich verwundert. Des andern tags ist er gestorben. Er hat an der barmherzigkait Gottes verzagen wellen und fürgeben, er seie des bösen gaists mit leib und seele. Iedoch haben in die priester

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gleich vor seim todt widerumb uf ein guete pan gebracht, und wie das beschehen, do hat das fenster in der cammer ohne alle ursach ain hellen krach gelassen und ist ein scheiben fergebrochen und ußgefallen, das menigclich vermaint, der böss gaist sei domals von ime gewichen und

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hab in verlasen, sei also durch die zerbrochen scheuben außgefaren. Es haben vil leut sich beredt, diese krankhait oder wuet seie ime allain user einer melancholischen trawrigkait zugestanden, dann er hat doctor Veltins Butzlis, des medici zu Überlingen, söne einen, der einen sorgclichen bruch

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gehapt, hernia genant, bei etlicher zeit vor seiner krankhait geschnitten, und wiewol er seiner kunst ein bewerter und erfarner maister sonst gewesen, so hat im doch dieselbig dozumal grob gefelt, dann er dem gueten jungen den gesunden stain geschniten, den schadhaften hat er ime gelasen.

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Also ist er umb das klainet vergebenlich und ohne alle nott kommen. Solch ubersehen hat des jungen vatter, doctor Velentin, zu hochem kumer ufgenommen, zudem seine widerwertigen sich offenlichen vernemmen lasen, ein solche schanz solte eim doctori baider arzneien nit widerfaren sein. Es

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hat sich auch der rath alda der sach angenommen, und man vermaint, so der maister bei leben bliben, es were ime nit wol darob ergangen. Hievon, maint man, sei ime die krankhait und das unbesint wesen entstanden. Es geschehen gleichwol diser sachen vil, das sie user unfleis oder mangel

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der kunst übersehen werden, oder sie beschehen mit fleis und user bossheit, wiewol mit sollichen oder dergleichen sachen zu schimpfen sorgclich ist, als ainest Jörg Echter zu


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 604. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_604.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)