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so zugegen, darzu vermegen und erbitten, wie er dann die vormundtschaft biß anhere neben seinem schweher, graf Haugen, hat verwalten. Es hat auch nit allain die obgehörten ursachen, darumb sich Zimbern dieser geroltzegkischen

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formundtschaft entschlagen, sonder auch von wegen der seltzamen weis der witfrawen; dann wiewol sie ime ganz nahe gefründt gewest als geschwisterget kinder, so haben sie sich doch im wenigisten nit verainen künden, und das der wunderbarlichen aigenschaften halb. Under andern sachen kan ich

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nit underlassen eine zu vermelden. Es raiste herr Walther von Geroltzeck, ir herr, sampt etlichen künden von Engen geen Buchen, nam den weg uf das closter Waldt. Under wegen wer die fraw gern geritten, fure nit gern im wagen. Das schlug ir herr Walther ab, von wegen das der weg

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ganz rauch und sorgclich zu reiten. Was solt sie thuen? Sie clagt sich über ain weil under eim arm, name sich an, sie het die pestilenz und wer gar schwach. Der guet herr, wiewol nichs an der sach, so war im doch angst, bevalch, man solt gemach faren, damit ir nit wee gescheh. Sie

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gehueb sich ganz übel uf dem weg und verhündert damit iren gueten herren und sich selbs, das sie bei nacht, ganz spat, mit grosem unwert ins closter kammen. Do war sie wider gesundt. Ein sollichs einfiers weib solt man gesundt machen, wie vor jaren einer von Fontene ist beschehen. Derselbigen

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schwester ist grave Weirichen von Oberstain zum Falkenstain (man nampt ine nur den deutschen Bellis) verheirat gewesen. Die hat ir schwester, so eim herrn in Lottringen vermehelt, underwisen, waver ir gemahl ir böse wort geben und an ime sich nit rechen kinde, sölle sie uf den boden

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niderfallen, scharren und ein siechtagen simulieren; damit werde sie den man baschgen und ires gefallens registriern künden. Sie fieng über etliche zeit an die kunst zu practiciern, aber der herr (zu achten, er hab villeucht haimliche kuntschaften im frawenzimber gehapt) war in vertrawen aller

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sachen bericht. Darum, als des siechtagens und des niderfallens kain ort sein wolt, do bedacht er, das in worten, kreuter und holz grose tugenden weren, gab ir die bösten wort, die aber alle nit helfen. Do kunt er leuchtlichen erachten, das kreuter hierzu auch nit sonders dienstlich sein

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würden, darum name er das dritt experiment an die handt, und als die fraw ie nit ufsteen, do erwüscht er ein gueten, lidwaichen stecken, damit bert er der streitigen bestia den


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 611. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_611.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)