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herrschaft vor Waldt zugeschriben, alle Martininutzung und was von früchten, gelt vorhanden, sollichs in sein haus geen Rotweil zu erlegen, auch biß uf sein widerkunft niemands zu bezalen. Dergleichen bevalch er, den waldt, das Aichen[1]

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genannt, gen Sulz zu verkaufen, kam der anschlag user der hutlerischen canzlei. Aber seine amptleut, als die erfuren, wie die sachen ein gestalt, do zohen sie den mitlern sone, graf Froben Christof, zu sich. Mit desselbigen rath und vorwissen warden alle schuldner und zins entricht und bezalt,

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auch der verkauf des Aichen eingestellt. Ich kann des orts nit umbgeen zu vermelden, welchermasen seiner hundt einer sich bei im zu Künspach gehalten. Derselbig, genannt Backenhans, war ain schwarzer waserhundt, het iedesmal wol uf ine gewartet. Als der sahe sein herren in seinem

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grösten anligen und schmerzen und ime graf Johan Wernher mit worten gnadet, gleich im fueßstapfen, als ob er die wort verstanden oder seinen todt wiste, wolte er lenger nit bleiben, lief in ain ander dorf, aller nechst gelegen, Stain genannt, zu dem amptman, und wiewol mehrmals wider

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nach ime geschickt, so verparg sich doch der hundt, in masen das er die wenig tag, so graf Johann Wernher noch lepte, nit wider geen Künspach kamme. Als er nach seinem absterben wider ufgefangen, hat er an die baar geschmackt und darnach dero nit mer genahen wellen. Derselbig hundt

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ist hernach graf Wilhelmen Wernhern, so domals ain kaiserlicher cammerrichter zu Speir, uf sein begern zugestelt worden; der hat in vil jar bei sich behalten. Es ist auch das nit zu vergessen, das bemelter graf Johan Wernher die tag seins lebens kain öpfel nie gessen, weder kocht, oder rohe,

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hat auch die nit schmecken megen; aber so baldt er ins todtbet kommen und menigclich gesehen, das er sterben müesen, do hat er die am aller liebsten gessen und ist sein böster schleck gewesen. In somma, der todt ist mit im umbgangen. Bei einem jar darvor, ehe er gestorben, ist er

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beredt worden, waver er ein gaißbelz ließ anmachen, das im das geledert tail uf die haut oder den leib rüret, so würde es im in dem grieß oder lendenwee ain ringerung machen. Also ließ er im ein solchen langen gaißbelz zurüsten, do gieng das rauche herauß, das gelidert ufs hemmet,

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aber er befande ain schlechte bösserung darvon. Man hets


  1. Aichen] wald bei Oberndorf, s. oben band I, 254, 20.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 618. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_618.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)