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ließ sie mit allen sacramenten sich versehen; beschach am sampstag nechst vor s. Jörgen tag im 1548 jar, umb siben oder acht uhren. Also redt sie darnach gar wenig mehr, lag also stillschweigendt. Grave Gotfridt Wernher war auch

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gegenwürtig, aber er versahe sich noch keins endts, derhalben schied er von ir ab und thette sich zu ruhe. Aber umb die zehen uhr ungefärlichen noch desselbigen abends do verschiede sie sälligclichen, und wie man vermaint, so ist auch paralisis darzu kommen, im zwai und fünfzigisten

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jar ires alters. Ist sonst all ir lebenlang ain starke fraw gewesen und die ir selbs hört, auch sich wenig clagt. Sie hat sich nie wellen in aller krankhait zu bet legen, biß an zwen oder drei tag vor irem absterben, das sie [1004] schweche halb nit ufrecht bleiben künden. Sie ist über ain halbe

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stund nit verschaiden gewest, sie ist zu irem herren, graf Gottfridt Wernhern, wie der schon in seiner ruw gelegen, für das bet kommen. Da ist sie vor dem pet gestanden und in lauter weisem beklaidt gewest; also hat in bedeucht, dann es noch hell in der cammer von dem nachtliecht gewest.

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Wie er nun gewacht, erschrocken und die gestalt noch weiter besehen wellen, do ist sie verschwunden. Der allmechtig seie ir gnedig! und so frumkait, gotzforcht, liebe zu Got und dem nechsten, auch verschmachung aller weltlichen sachen ein mentschen sollen zu Gott befürdern, so ist kain

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zweifel zu haben, sie sei ain kündt der ewigen selligkait worden. Sie ist zu Mösskirch in die new zimbrisch begreptnus im chor begraben und sein ir alle begegnusen[1]. herrlich und statlich irem herkommen gemeß gehalten worden. * [1461] Ein gleicher fal hat sich über sechzehen jar[2]

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hernach, anno 1566, zu Augspurg begeben mit graff Löten von Ötingen. Derselbig, als er ainer unerherten krankheit halber uf den reichstag sich begeben, ob er von so erfarnnen arzeten bei kaiser, cur- und fürsten mögte sein gesundthait erlangen, welches aber alles vergebens, so name doch die

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krankhait bei ime also überhand, das er in etlich wochen hernach, wie er dahin komen, starb. Wie aber desshalb beschach zu angeender nacht, so kompt sein gaist gleich zu seiner hausfrawen in ir kamer, rupft sie und will ir kain[3] ruhe lassen. Wiewol sie niemands sahe, noch andere darzu, do


  1. begegnusen] d. i. begengnusen, hs. gegegnusen.
  2. sechzehen jar] von 1548 bis 1566 sind es 18 jahre.
  3. kain] hs. kan.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_002.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)