Seite:De Zimmerische Chronik 4 018.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


gemüts, darum überkam er ungunst und unwillen von seinen lehenleuten, den herren[1] und denen von der ritterschaft. Als er mit könig Ludwigen schlachen wollt, do waren dieselben unwillig, verzogen mit irem angriff, damit ward er gefangen. *

5

Nun [1012] het künig Ludwig in Bayrn ein vitzthumb, hieß der Weigel, welcher, wiewol er nit edel, so war er doch from, weis und fürsichtig. Der bawet ein schloß, das nampt er »Traw nichs[2].« Wie nun künig Friderrich gefangen, warde er diesem Weigel, vitzthumb, zu verwaren bevolchen.

10

Der fürt in uf sein schloß »Traw nichs.« So bald künig Friderrich das schloß ansahe, fragt er, wie es hieße. Sprach der vicethumb, es hieße »Traw nichs.« Sagt der künig: »Es haist billich »Traw nichs«, dann ich nit getrawet, das ich gefengclich darein solt sein gefürt worden.« Er lag

15

vierthalb jar darauf gefangen und erlitt vil vom bösen gaist, der in wolt user der gefengknus gefürt haben und darvon gepracht; aber wolt er ledig werden, muest er under andern conditionen annemmen, das in ewigkait, wann ein herzog von Bayrn und ain herzog von Österreich in der wahl ains

20

römischen königs, so soll der Österreicher dem Bayr weichen. Das hat er sich insonderhait hoch müesen für sich und das haus Österreich verschreiben[3]. Aber kaiser Maximilian hat im bayrischen krieg diese verschreibung wider heraußgepracht; dann wolt herzog Albrecht schutz und schürm vom

25

kaiser wider Pfalz haben, do muest er sich diser prärogatif verzeihen und die verschreibung herauser geben. Nachdem nun kaiser Ludwig das reich wider künig Friderreichen erhalten, do fieng er ein newen krieg an mit seinem brueder, pfalzgrafen Rudolfen, dieweil er im die stim nit geben, und

30

vertrib in des lands zu seinem schweher, dem künig von Engellandt, und behielt im selbs die Pfalz, wiewol ers hernach seines brueders künden wider gab. Wie nun der kaiser sein brueder, den churfürsten, aller lehen und des landts entsetzen wolt, fandt er ain rath, das solichs durch ain fürsten

35

oder fürstmeßigen beschehen solte. Darzu wolt sich aber kein fürst, dieweil es ain solliche verhaste sach war, gern gebrauchen lasen. Do vermocht[4] kaiser Ludwig graf Berchtolden von Hennenberg, das er den bevälch anname und


  1. herren] hs. herr.
  2. Traw nichs] d. i. Trausnitz; vgl. Germania V, 314.
  3. verschreiben] vgl. Grimm, Deutsche Sagen no. 497.
  4. vermocht] hs. vermacht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_018.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)