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historiam, so sich bei wenig tagen vor dem ufgerichten zimbrischen vertrag zu Speir, auch in des tomsengers[1] haus begeben. Nachdem dann bemelter domsenger ein costfreier, ehrlicher herr, der vil gastereien durchs jar hielte, auch die

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fürnembsten von jungen tomherren bei im zu cost giengen, also, wie im vom churfürstlichen hof von Haidelberg ein groser schweinkopf zugeschickt, het er dem churfürsten zu ehren ain groß banket angericht, darzu er dann die fürnembsten gaistlichs und weltlichs stands zu Speir het

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berüeft und geladen. Wie aber dieselbigen alle erschinen und man zu disch gesessen, wardt der schweinkopf mit vil geprengs und ceremoni fürtragen. Nun het der von Münchingen neben andern ein jungen domherrn zu costgenger, war ein edelman von Seckendorf, gar ein hurtiger junger.

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Der thette sich gueter mainung vor disen erenleuten herfür, underwandt sich des schweinkopfs und legt den herren für, mit aller höflichkait, das im dann maisterlichen und wol anstuende. Begab sich aber, demnach das schweinen wilpret faist und schlüpferig, das im ein abgeschnites stuck, das er

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dem weichbischof von Speir, der am nechsten ob im sas, fürlegen welte, vom messer schliepfte und allernechst bei dem weichbischof under den disch fiel. Der guet von Seckendorf erschrack und schampte sich übel vor disen ehrenleuten, das im diese unhöfflichkait solte begegnet sein; het doch

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darneben ein betauren, das ain solichs vorders guets schleckbissle solte verloren sein und den hunden zu thail werden. Derhalben, wie dann der zeit die langen messer user Frankreich und Italia kommen, die sich auch warhaftigclichen mer aim kalbssticher, dann eim dischmesser vergleichen, sticht

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auch der von Seckendorf mit eim sollichen langen dussecken under den disch und will das guet bissle damit ufheben, ehe und zuvor die hundt darzu kemmen. Als er aber under den disch dunkele halben nit wol sehen, do drifft er dem gueten weichbischof den ein fueß, und als er den stich

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kreftigclichen gefast, das wilprett damit von boden ufzuheben, sticht er dem weichbischof durch den fueß hindurch biß uf den boden. Das guet, from mendle schrie von grosem schmerzen über laut, das im die stuben erhal. Der von Seckendorf zuckt im das messer wider user dem fueß.

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Wie ers über den disch hinuf bringt, lauft der schwaiß dar-


  1. tomsengers] hs. tomsegers.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_029.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)