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nest genommen. Wie aber grave Gotfridt Wernher erfuere, das sein vetter, grave Froben Christof, inquisition und erforschung in verborgnen sachen zu Falkenstain gehapt, name er das zu hochem verdruß an und wolts dahin deuten, als

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ob die erkundigung nit allain uf Falkenstain gedienet, sonder der jung herr hete auch uf in und sein barschaft inquiriren lasen. Es mocht im kaum ußgeredt werden. Het gleichwol der sorg nit bedurft, dann es wuste menigclich umb des alten herren thon und lasen. Es hat selbiger zeit

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der jung herr mit verwilligung seins herrn vetterns, grave Gotfridts, den schatz, darvon man iederzeit vil gesagt, im Benzenberg suchen lassen, auch zu zeiten selbander mit eim burger von Mösskirch, genannt Thoma Hauser, in die hölen daselbs mit groser gefar ires lebens mit brinenden

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lüechtern durchschloffen, aber alles ein betrug sein im grundt befunden. In disem jar, anno 1549, wie die grefin von Zimbern zu Seedorf gestorben, ist ein baur zu Hewdorf, bei Mösskirch gelegen, genannt Baschion Haidlauf, in eim verbottnen

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holz, genannt das Hailigenhölzlin, holz hawen von einem raisigen knecht, genant Jörg Praun, ergrifen worden. Dieser knecht het bevelch, uf die helzer acht zu geben, und dieweil er aber den mair so geschwindt hett überschlichen, das er sein nit wargenommen, biß er allernechst bei im, do ist

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der mair so gar übel erschrocken, das er gleich haimgangen, sich zu bet gelegt und in wenig tagen darnach gestorben. Er soll am todtbet bekannt haben, das im sonst nichs brosten hab, sei aber so übel erschrocken, daz er diser forcht halben sterben müesen. Es haben vil vermaint, dieser Jörg Praun

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hab den unfahl, der ime nacher begegnet, an disem mair verdienet. Got waists. Solcher Jörg Praun ist hernach statknecht zu Rotenburg worden, daselbst er, wie man vermaint, von seins überflüssigen drinkens erlambt und zu euserster armuet kommen, letstlich auch sampt weib und kinden im

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ellendt gestorben. Er ist vor jaren mit graf Froben Christof vilmals überlandt geritten. So dann dem herren in stetten der wein wardt verert, so drank der knecht nit anders, als ob er sich selbs welte erdrenken, sprechende, es geschehe nit von durst oder notturft wegen, sonder damit

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dem würt der wein nit plib, dann er gonte in ime nit. Ein solichs regiment hat zu letst ein solichs ende. Gleichwol userhalb des drinkens er ein rechtgeschaffner reisiger und


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_039.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)