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deutsche landt entrunen, das wurt hernach an gepürlichem ort vermeldet werden.

Es ist zu anfang dieses capitels von maister Hannsen Kochen gesagt worden, kan ich nit underlasen, disem

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capitel etliche seiner bossen anzuhenken. Und ist zu wissen, das bemelter maister Hanns seins alten herren, kaiser Maximiliano, ein getrewer und geflissner koch gewesen, der auch durch sein vilfeltige sorgfeltigkait und fleis den kaiser mermals bei leben erhalten. Ich hab einest von eim fürnemmen

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in Niderlanden, war des herrn Egmonds Ferrys von Moriarsart[1] vater, mermals gehört, der sagt, das diser maister Hanns vilmals, das er selbs gesehen, hünder seim herrn, dem kaiser, gestanden und den truchseßen kleine schüssele mit speis het dargeraicht, dann dem kaiser, wie bewisst,

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sonderlichen in Niderlanden, vil ist nach dem leben gestelt worden. Als er uf ein zeit im früeling in ainer klainen stat in Flandern übernacht gelegen, het er gern morochen gessen. Ohne geferdt ersicht er ein arme frawen ein korb mit frischen morochen daher tragen; den last er der frawen abkaufen,

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schickt die morochen maister Hannsen, das er im die zuberaiten solle. Maister Hanns nimpt die morochen und entpeut dem kaiser, er welle die nit zuberaiten; darab der kaiser ain verdruß, schickt wider zu maister Hannsen und ließ im noch ainmal bevelchen, wie hievor, und darbei die

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ursach fragen, was mangel er an den morochen het. Maister Hanns schitt die zum fenster auß, gieng zum kaiser, den er domals allain und gescheften frei wust sein, und sprücht: »Herr, wie kinden ir ein solcher Lappenheuser sein? und was mainen ir mit denen morochen, das ir die esen wolt

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und nit wissen, waher sie kommen? Habt ir nit ain gedechtnus, wie oftermals euch, wo nit der allmechtig und ich darvor gewesen, in dergleichen were vergeben worden? und ich würts nit kochen, hab die außgeschütt« Der from kaiser besane sich und kundte bei im selbs befinden, das

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ime der [1032] koch die warhait gesagt und im etliche mal dergestalt war nach seinem leben gedracht worden. Darum war er zufriden, ließ maister Hansen wider hinziehen. Dergleichen sachen hat maister Hanns vil mit dem kaiser gehapt, darbei zu sehen, das derselbig kaiser ein hochen

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verstandt gehapt und erkennen künden, wer im getrew oder


  1. Egmonds Ferrys von Moriarsart] s. oben band III, 164, 3.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_052.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)