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gleichwol etwan zu zimlicher vernunft und das er seinen mangel wol konte erkennen, auch kainer erledigung begert, sonder das er bettet und Got trewlichen anrüeft umb verzeichung und umb gnad in seinem ellendt. Aber der

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verstandt war nit bestendig und war gleich ein anders; darumb dorft man im nit vertrawen. Wie aber die pauren sachen, das ein groser uncosten abliefe, zudem ain grose mühe war, ein solchen unbesinten man zu versorgen, do fiengen sie an der sach müedt zu werden. Aber da wardt kein hünder

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sich sehen mehr, dann sie dorften ine ihe nit ledig lasen. Begab sich an der nechsten donderstag nacht vor weinechten im obernempten 1550 jar, das der bemelt schneider zu gueter vernunft (das die zwen hüeter vermainten) wider kommen war. Der begert, wie er dann uf eim kleinen betlin in der

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stuben in eisen lag, man solt im ain brinendts wachsliechtlin geben, darbei welt er betten. Dieweil dann die hüeter vermainten, er were iezmals bei gueten sinnen, auch man ime vormals in solchen fahl ein wachsliecht nit versagt, do gaben sie im das liecht. Wie er das zu handen bringt, klaibt er

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das an die wandt und facht an zu betten. Derhalben besorgten sich die hüeter nit weiter, ließen in machen. Es het aber in der hülzin wandt, daran er an einer starken kettin lag, ein neperloch. Durch solch neperloch schob er das brinendt wachsliechtlin und warfs in den tennen hinab,

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darin vil stro und unaußgedroschner fruchtgarben lagen. Dess nammen seine hüeter nit war, besorgten sich auch dessen nit. Das brinendt liechtlin aber fiel also brinendt uf das stro und zünt das an, das der tenne und auch das haus in alle macht bran, das die zwen hüeter, auch die

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hausleut nichs darum wussten; dann [1033] es war umd die neun uren in der nacht, das die hausleut mit den kinden schlaffen und niemands sonst hervornen, dann die zwen hüeter, die spielten, aldieweil das haus in alle macht bran. Über ein guete weil get der ain zur stuben hinauß und wie

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er die stegen hinab will, sicht er das haus und alles[1] voller feur. Derhalben kert er wider zu ruck, macht das geschrai seim gesellen und dem hausvolk. Die kunten nicht anders zum haus und user der brunst kommen, dann sie muesten zun fenstern uf den kirchoff, aldo es nit sonders hoch war,

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ußfallen. Ain thail lief der kirchen zu, die fiengen an zue


  1. alles] hs. aller.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_054.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)