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von Frankreich begaben und in deutschen landen grose unruho anrichten. Es het herzog Moritz herzog Albrechten von Bayrn darvor angesprochen, sich auch in die püntnus einzulasen, ime auch darauf zwo pergen, ein rotte und ein

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weise, fürgelegt, eine darauß zu nemen, dann die roten weren kaiserisch, die weisen wären künigisch. Aber herzog Albrecht war geschwindt und nam sie baide, sprechendt: »Rot und weiß ist österreichisch, das bin ich auch, ich würdt wider mein herrn nit handlen.« Man sagt, es hab

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sich herzog Moritz dieser redt nit wenig entsetzt, und fürwar, es ist dem haus Österreich guet [1035] gewest, das Bayrn farb gehalten und bestendig bliben im schmalkaldischen, auch im fürstenkrieg, es were villeucht sonst nit alles so schleinig hinauß gangen. Kaiser Carle und sein brueder,

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der römisch künig, warden von den ufrürigen fürsten zu Insprugk überfallen, die Clausen, Erenberg, gleichwol sie besetzt, ingenommen, und da sich kaiser und künig nit kurz darvon gemacht, weren sie von den feinden begriffen worden. Man sagt, als kaiser Carlen die eroberung der Clausen

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angezaigt, hab er ein guete weil stillgeschwigen und darnach zu den umbstendern in französischer sprach gesagt: »Fürwar bin ich iezundt der ermest fürst in diser welt.« Was sich nun in selbigen krieg verloffen, das ist alher nit dienstlich zu vermelden, sonder wurt von Schledano[1] und andern nach

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der lengs beschriben. Dieweil man sich aber in solcher vehde in unsern landen eins grosen überzugs besorgt, als auch hernach beschach, do wardt von einsteils graven und herren, auch etlichen closter- und edelleuten ein groß guet hünder grave Gottfriden Wernhern geen Wildenstain

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geflöhnet; man hats weit über hundert tausendt guldin geschetzet, welches auch den feinden unverborgen gewesen. Wie nun die feindt für Ulm lagen und das geschrai, sie würden ein straif an Bodensee thuen, do ließ graf Gotfridt Wernher das schloß Wildenstain seins erachtens proviandiern

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und mit anderer notturft versehen. Es beschach aber derselbig straif so eilendts, das die feindt schon im landt, ehe das noch niemands eracht hete. So baldt das graf Gotfridt Wernher gewahr, macht er sich in der stille mit seinem vet-


  1. Schledano] Johannes Sleidanus, De statv religionis et reipvblicae, Carolo qvinto, caesare, commentarij; hs. Saßledano; s. oben III, 534, 19 und anm.; vgl. noch Schönherr, Der Einfall des Churfürsten Moritz von Sachsen in Tirol 1552. 1868. 8.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_058.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)