Seite:De Zimmerische Chronik 4 065.jpg

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gewelb; er kam mit heftigem meren zum alten herrn; dem clagt er mit weinenden augen, wie er sein weib ganz argwönig bei dem organisten hett gefunden, und so er den burgfriden nit so hoch betrachtet, würde er anders zur sach

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gethon haben, mit vil trawworten. Der alt herr understandt sich, den burgvogt zu begüetigen und im den argwon außzureden, darauf im der burgvogt erzält, was er gesehen und wie es ergangen. In somma, wie bössere wort der alt herr gab, ie wilder der burgvogt thet und seine trewwort

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außstieß. Damit verursacht er den alten herren, der sonst ganz gehe und leuchtlich zue zorn mögt bewegt werden, das er auch erzürnt wardt und sprach: »Wol ußher, hurn und bueben, userm schloß! das euch botz rem schendt!« Damit standt er uf, griff dem burgvogt nach dem kopf. Derselbig

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aber het seine sterke mermals erfaren, wolt des liebens nit erwarten, ergrif nit unbehendt die thür und hinauß. Er eilet so seer, das er das steglin vor des alten herren gemach hinab fiele, und het nit belder oder geschwinder daselbst hinab kinden kommen. Also blib dieselbig sach ersitzen

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und iederman bei seinen ehren. Die burgvögtin war ein frome fraw, wie hievor auch, und ob gleichwol die man wat qualiks gesehen, darab er nit vil gefallens konte haben, so war es doch, ob Got will, nit war, zu dem die gewelber etwas dunkel und finster, do möchten den burgvogt wol

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seine augen auch betrogen haben, das er nit recht gesehen. An selbigem ampt er vil jar gewesen, und ist möglich, so er burgvogt lenger bliben, er het sich zu todt gefressen, als im auch uf ein zeit gar nah beschach. Der alt herr ließ in die kellerei zu Mösskirch uf etliche monat versehen; do

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fraß er, das er tödlich krank wardt und sich menigclich seins sterbens versahe. Ich bin selbs mit dem alten herren zu im gangen, als er krank lag und mit dem hochwerdigen sacrament wardt providirt, das im die krankhait wider das herz so kreftigclichen stieß, das die decke ob im wardt

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bewegt [1039] und ufgehept und kainer het gedacht, das möglich wer gewesen, das er solt darvon kommen sein. Aber die jugendt die vermag vil; die hat in, natürlich darvon zu reden, bei seim leben erhalten. In diesem 1552 jar zoge der alt herr mit aller haushaltung uf Martini widerumb geen

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Mösskirch. In seinem abschaiden zu Wildenstain war er ganz traurig und schwermüetig und sprach, er wist wol, das er lebendig nimmer mer würde dahin kommen, als auch


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_065.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)