Seite:De Zimmerische Chronik 4 072.jpg

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ein einigen sone verlasen, Ludwig genannt; dem hat der vatter villeucht kain weib in hochdeutschen landen gefunden, sonder in mit einer Niderlendere, einer grefin von Arnburg, verheirat. Die gibt im kain kindt. Also ist uf erden nichs

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bestendigs. Sie sein vor zeiten bei regierung der dreier kaiser Ötten in grosem ansehen und vermögen gewesen und von dem dritten Ottone sein sie under die 4 landtgrafen geordnet worden, hernach aber in ein sollichen abgang kommen, das sie den fürstenstandt verlassen und nur wie ander

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grafen sein geachtet worden. Inerhalb 80 jaren haben sie sich wider erholet. Hat landtgraf Friderrich ein grefin von Reineck[1] verheirat, war ein ainzige dochter; die bracht im die herrschaft Grünsfeldt und sonst groß guet zu. Das half im wol wider in satel. Baldt hernach war im kaiser

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Maximilian sein fürstenstandt und session im reich widerumb ernewern; beschach mit groser herrligkait und ceremoni uf dem reichstag zu ... . Das ich aber wider uf graf Wilhelm Wernhers sachen kom, als der in obgehörter ufrur und fürstenkrieg geen

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Zimbern, wie oblaut, sich begeben, het er nicht destoweniger das böst von silbergeschier und anderm in etliche truchen und fesser eingeschlagen und das von merer sicherhait wegen den Rein hinauf geen Straßburg füeren lasen. Von dannen wardt das fuetter durch das Kinzigerthal geen Zimbern

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verfertiget; aber durch unfahl und liederlichkait der fuerleut fiel der ain wagen mit den fessern und anderm plunder in die Kinzig, lag auch so lang darin, das die fuerleut usern nechsten dörfern hilf bekammen und den wagen wider userm waser brachten. Uf selbigem wagen waren zu allem unfahl

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zwai grose fesser oder gestippich geladen, darin des grafen böste geschribne büecher und collectanea, die er von jugendt uf hin und wider zusammen mit groser arbait gepracht, auch etliche [1043] autores, so diser zeit sonst nit mer gefunden, zu dem vil von der merertail grafen und herrn geschlechter

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deutscher nation, von irem herkommen und gepurt, linien; in somma, es war ein schatz in historien, der nit leuchtlich mag dergestalt wider bracht werden. In dieselbigen stippich, in der weil sie in der Künzig gelegen, hett das wasser ge-


  1. Reineck] s. Wittmann, Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg (Abhandlungen der k. Akademie der Wissensch. zu München, band VI, abth. 1, s. 299), wo jedoch der folgenden erneuerung des fürstenstandes nicht gedacht wird.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_072.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)