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sicherhait, war dem cammergericht trawen. Zum fünften so war doctor Matheus Neser, ein fromer und gelerter assessor, darvor in anno 155 . . zu Tübingen mit todt abgangen, mit dessen rath der cammerrichter das ganz cammergericht het

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guberniert, und dorft iezo der andern kainem also kecklichen mer vertrawen oder sich uf kain lasen, user denen ursachen. Do schrib er kaiser Carln und begert allergnedigeste erlauptnus, gleichwol er andere ursachen, als namlich sein groß alter und unvermöglichkait leibs fürwante; aber dem

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vicecanzler, doctor Jörg Sigmundt Selden, entdeckt er vertrawenlich alle obgehörte mängel. Hierauf wardt im vom kaiser mit beschwerden erlaubt, dann die kaiserischen räth, als der president Viglius, vicecanzler, und andere sahens ungern und waren im sein fürnemmen höchlichen widerrathen. Wie

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nun lautmer worden, das der cammerrichter darvon stalte, do hat grafe Wolf von Öttingen darnach getracht und sein vettern, grave Wilhalmen Wernhern, derhalben umb befürderung angelangt. Derselbig aber het was bedenken, ine, grafe Wolfen, beim kaiser zu eim solchen wichtigen ampt

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zu befürdern; iedoch, dieweil graf Wolf sonst ein gueter Catholicus, do schrib [1055] er solichs dem vicecanzler Selden, under anderm mit denen worten: »Und ich waiß, das er ein gueter Catholicus und auch ein wesenlicher, geschickter grafe; iedoch ungezweifelt euch baß, dann mir, bekant ist« 

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etc., und begert darauf, wover er graf Wolfen zu solichem ampt geschickt und taugenlich genug wiss, auch das er das gericht mit keim andern bösser versehen, das er dann inne an gepürenden orten anzaigen, befürdern und in guetem befelch haben well, damit doch er, graf Wilhelm, einmal des

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müeselligen ampts uf erlangte allergnedigeste erlauptnus gemüesiget werde. Aber das cammerrichterampt hat an graf Wolfen hernach nit langen mögen, sonder nach seinem abschidt von kaiser Carln herr Johann Jacoben von Künigsegg zu verwalten befolchen worden. Hierauf graf Wilhelm

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Wernher den 7ten Februarii im jar 155[4][1] im rath das ampt ufgeben, auch solligs den procuratoribus und partheien in offner audienz angezaigt, damit den gerichtsstab mit bewilligung deren beisitzer obbemeltem von Künigsegg übergeben, und in wenig zeit hernach ist er mit aller haushaltung wider

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geen Zimbern gezogen. Er hat nit allain bei den kaiseri-


  1. 155[4] die zahl 4 ergänzt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_095.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)