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es vil jar ganz ungehewr gewesen, wie das. vil gueter, ehrlicher leut haben erkundiget und erfaren. Als namlich anno 1562, do wolten der messner von Crumbach und [1072] sein schweher von Menningen eins abendts geen Crumbach geen;

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die hetten sich aber verspätet. Wie aber der messner über das bruckle geen will, dann sein schweher schon hinüber, so kompt etwas unsichtbars an in und zeucht im mit gewalt ab den rock, das wer und anders. Er hat darnach bekent, er hab sich nit weren künden und sei im nit anders zu muet

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gewest, als ob man ine henken wellen. Iedoch hat er den allmechtigen also angerüeft, das in letstlich sollich gespenst auch verlasen müesen. Der guet man ist gar verirret, hat nit gewist, wo er gewesen, ist die ganz nacht biß gegen tag im veldt und umb Mösskirch umbher gangen, das er

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schier nichs umb sich selbs gewisst oder was er thue. Und gleich im hernach volgenden winter hat sich ein wunderbarliche sach zu Mösskirch in sant Martins pfarrkirchen zutragen. Der tag aber, uf den solichs beschehen, ist gleichwol in vergess kommen. Und wie dann zu

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Mösskirch gepreuchlich, das man alle tag des morgens früe, bevorab winters zeiten, bei eitel nacht die metin singt, also ist uf ein zeit der alt messner, Hanns Schlamp, mit sampt dem eltesten caplan, herr Jacob Drehern, in die kirchen gangen, der ain die mettin zu leuten, der ander aber seine

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horas bei s. Martins liechter zu betten. Wie nun der messner ufgeschlossen und darauf baid hinein gangen, haben sie (dann es hell in der kirchen von wegen der prinenden ampln gewesen) ein mansperson in weisem beclaidt uf der canzl und etlich leut hieunden in der kirchen gesehen, die auch

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all in weisen claidern gesessen, wie man in der predig pfligt zu sitzen. Darbei haben sie den man uf der canzl ganz dussem gehört. Aber so baldt sie für die thür in die kirchen kommen, ist es alles eins mals gleich verschwunden, und nit anders gewest, als ob es nur ain traum. Solchs

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gewisslich also beschehen, dann der caplon und der messner ehrenleut gewest, darfür sie allwegen gehalten worden. Solchs hat sich nit allain zu Mösskirch begeben, sonder auch es ist bei zwaien jaren darfor zu Stockach in der pfarrkirchen auch fürgangen. Also auch haben die scharwächter zu

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Zürich bei gar wenig jaren einsmals umb mitternacht ein herrlich ampt hören im Frawenmünster singen, als sie bedeucht hat, mit orgln und andern saitenspillen, und haben


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_113.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)