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daselbs hindurch neben Rordorf ins Hardt; ist auch noch dieselbig nacht geen Feringen an der Lauchard[1] kommen. Da ist der blast von dem alten burgstall hinab und durch das stetlin hindurch mit groser forcht der burger und

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zugehörer getriben worden. In derselben nacht, als das wüetend here zu Veringen passiert, do ist nachts umb die zwelf uren ungefärlich ain wächter uf der gasen gangen, mit namen Hanns Dröscher, der hat die stund wellen ußrüefen. In dem ist das geschell angangen und vom alten schloß herab

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kommen. Da hat etwar uf dem mark daselbsten ine angeschrieen: »Mano! mano!« Der guet wächter hat im gefürcht und wol gemerkt, das es nit recht zugang, hat nit gleich kommen oder antwurten wellen. Der ander hat das schreien und rüefen so lang getriben, das doch der wächter letstlich zu im gangen.

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Do hat er ain forchtsammen man, beclaidet wie ein kriegsman, gefunden; dem ist das haupt in zwai thail biß an hals gespalten gewesen, das der ein tail uf der achslen gelegen, und hat der wund man oder das gespenst den wächter gebetten, er soll im den kopf wider zusamen binden, damit

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er dem andern haufen gefolgen mege, und hiemit hat er ein zweheln user dem wammas oder ermel gezogen, damit er ine verbinden solle. Der guet wächter ist ganz erschrocken, hat sich entschuldiget, er kinde ine nit verbinden, seie nit sein handwerk, aber er welle im gern ein scherer

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oder barbirer holen, dann es war sein mainung, sich von im abzustreifen. Aber der ander wolts nit zulassen, trang darauf, das der wächter ine letstlich verbünden muest. Indessen zaigt er dem wächter an, wie er von Veringen bürtig und ime in aim krieg das haupt seie von ainandern

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gespalten worden, iezo in der rais mit dem wueteshere. Dankt im darbei des verbindens und sprach, er solte im nit nachsehen, dann es ime sonst nit glücklichen würde ergeen. Damit schieden sie von ainandern. Nit waiß ich, ob der wächter im nach het gesehen, oder nit. Der wächter gieng

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heim, wardt krank und legt sich nider. Desselbigen legers lag er sechzehen ganzer wochen zu bet, das er darzwischen weder wenig oder vil reden was. Das ist also gewisslichen beschehen, und lebt der wächter noch heutigs tags zu Veringen. Ich hab wol in meiner jugendt gehört, das gar nahe

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graf Eitelfriderrich von Zollern, der anno 1525 zu Pavia ge-


  1. Lauchard] hs. Larchard.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_123.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)