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schickt er den knecht, die zu holen. Wie aber derselb dahin kompt, war dess noch dunkel und nit recht tag, so findt er ain feurigs gespenst uf der todtenbar sitzen, das het die hendtschuch[1] angelegt und schlueg die in ainandern.

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Do lief dem knecht die catz den rugken ufhin und wolt lenger nit bleiben, kert umb und sagts seim junkern. Der war übel zufriden, schalt ine seiner kleinmüetigkait; damit kert er selbs umb, die hendtschuch zu holen. Indess facht es an zu tagen; so erhört er, als er ain kleinen weg ins

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holz geritten, ein wunderbarlichs geschrai, gedöß, clingeln und jämern mit eim grosen brastlen, als ob alle beum im waldt entzwai brechen und umbfielen. Dem von Seckendorf war hiebei nit haimlich, dann er nit wissen mogt, was das für ein wesen, aber wol hörte, das es sich neherte.

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Derhalben er abwegs gewichen und sich zwischen die peum versteckt. Alda ist er halten bliben. Unlangs darnach do hat er ein wunderbarliche reuterei gesehen, ein tail haben kaine köpf gehapt, nur ain arm, die ross etwann nur zwen füeß, auch ohne ein haupt; vil fueßgenger sein mitgeloffen,

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under denen etwann der ain auch nur ain schenkel, etwann einer mit einer handt, vil ohne häupter, ein tail halber verbrent, vil, die blose schwerter durch den leib gehapt. In soma, es ist ein sollichs seltzams, abenteurigs gesündle bei ainandern gewesen, dergleichen er sein lebenlang nit gesehen

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gehapt, ich geschweig das gedöß und prausen, das im luft umbher und dem haufen nachgefaren. Aber under diesem haufen allen ist nichs gewest, darab er sich mehr verwundert, als ab ainem raisigen man, der hat ein weisen, dürren, magern und hinkenden gaul an der handt gefüert, hat ain

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schlecht claidt angehapt und ist also verwundet gewesen, das im die derm userm leib gangen und über das claidt und das ross hinab gar nahe dem boden eben gehangen sein. Als nun das gefert, wie erzellt, alles ohne sein schaden fürüber (wie man dann sagt, das niemands vom

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wueteshere was nachtails begegne, so man user dem weg thue weichen), do ist er dem weg oder straßen wider zugeritten. Also ist im noch ainer uf eim raisigen pferdt begegnet, der


  1. hendtschuch] über diese sage vom Seckendorfer, sonst auch vom junker Rechberger s. Liebrecht, Germania XIV, 401 ff.; s. auch Wendunmuth I, 67, und darnach Stockhausen, Mira praesagia mortis (1698) s. 53; Eichholtz, Quellenstudien zu Uhlands Balladen (1879) s. 63 ff.; Eichholtz kannte diese chronikstelle nicht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_125.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)