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Bernhart Frei, der hat sein knecht, Galle Löhlin, mit ainem wagen nach wein ins Preisgew geschickt. Als er nun mit dem wein am widerkeren, ist ein regenwetter angefallen, das die panen abgangen und den knecht mit dem wagen

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ser verhündert hat. Wie er aber unfer von Dutlingen kommen, ist er mit dem wagen so gar tief im weg besteckt, das er kains wegs fürkommen, sonder mehr dann ein stundt alle vortheil und was er mit faren künden, versucht. Also hat er sich verwegen, er müeß übernacht im veldt bleiben.

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Letstlich hat er s. Niclasen biltnus user eim capellen, unfer darvon gelegen, an das ain radt gestelt oder gelainet und angerüeft, er welle im userm kat helfen, wo nit, so welle er in stecken lasen. Was kan aber nun der aberglaub nit usrichten oder zu wegen pringen? So baldt er das thuet,

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schlecht er in die ross und über alles ir vermegen ziehen sie den wagen gewaltigclichen uß der lachen. Er aber last den gueten s. Niclas im kat stecken und fuere fort. Wie er aber ein guets [1080] weglin gefaren, wolten oder konten die ross den wagen nit weiter ziehen. Erst fellt im zu, das

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er s. Niclasen bildtnus über alle erzaigte hilf im kat hat stecken lasen. Derhalben schenkt er eim armen man ein vererung, das er die biltnus user dem weg nemmen und widerumb in die capellen uf den altar stellen solle. Hiezwischen muest er aber still halten, dann die ross nit ziehen

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wolten. Wie baldt aber die bildtnus widerumb im capellin, do haben die ross so frisch und wolgemueth den wagen darvon zogen, das er noch dieselbig nacht wider alles sein verhofen das dorf Lübertingen erraicht hat. Also mueß der böss gaist sein gaugelspill mit den einfeltigen leuten

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verrichten, damit die lieben hailigen verachtet und mit sollichen liederlichen sachen angerüeft und ir hailiges fürbitt missbraucht wurt. Zu sollicher arbait und allem, das uns von Gott und den seinen abfüeret, hilft er getrewlichen. Aber der furman ist darnach ein kriegsman worden und ist mit

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andern kaiserischem kriegsvolk in Neapolim kommen. Da hat er ain kurze zeit gelebt und ist an ainer sucht gestorben. In obernemptem anno 1550 hat ein burger zu Mösskirch, ein metzger, genannt Jacob Beringer, ein sone gehapt, genannt Baschian, ungefärlich ein kneble von sechs oder siben

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jaren. Derselbig knab hat uf ein zeit sein vater in einem ringkragen gesehen und darbei gemerkt, wie er den angethon. Hat nun auch ain lust überkommen, sich damit zu


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_128.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)