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sechs claffter hoch. Über eine kleine weil ist die spitelmaistere wider kommen, hat ufgeschlossen, aber das kindt nit gefunden. Sie hat hin und wider gefragt; zu letst hat sie ongeferdt zum fenster hinauß gesehen, do ist das kindt

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im grass umbher krochen und hat blumen gebrochen. Wie nun das widerumb hinauf in spitl gepracht, do hat ime nichs gebrosten, und ist schier dem gleich, das sich vor jaren zu Nellenburg begeben. Es het herr Hanns Jacob von Landow, ritter, von seiner hausfrawen, der Sophia Schenkin von

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Schenkenstain, neben seim son Jacoben von Landow noch zwo dechtern. Wie nun die in iren kintlichen jaren, sein sie eines mals zu sommerszeiten [1081] mit ainandern im schloß Nellenburg umbher geloffen und hat sich der kinder niemands angenommen. Nun sein sie ungeferdt zu einem

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secreto kommen; do ist das elter schwesterle darauf gestigen, hat sich hinabgelassen und also mit willen hinabgefallen auf ain wasen, der an derselbigen seiten am schloß und under acht klaffter nit hinab ist, wie dann die alten schlösser einest in die höche sein erbawen worden. Diser

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hoch fahl hat dem dechterle nit allain nit geschadt, sonder auch kainen schrecken gebracht. Ist am rein umbher gangen, hat blümle gebrochen. Das jünger schwesterle, das noch im schloß, hat ein verlangen nach dem eltern gehapt und ime gerüeft. Hat im das ander antwurt geben und

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ermanet, es solle auch zu im kommen, darbei gezaigt, es werde auch schöne plumen finden. Darauf sich das jünger schwesterle auch zum secreto hinabgelasen und ist gleichfalls hinabgefallen, in masen sein elters schwesterle, und das zu verwundern, es ist keim kein einigs laidt beschehen. Wer wolt

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do anders gedenken, dann das es ein sonders wunderwerk Gottes und die kinder ohne zweifel durch ire guete engel wunderbarlichen seien erhalten worden? Bei den Haiden het man ein sollichs den winden, dem Zephiro oder andern, zugemesen. Hernach sein diese zwo schwesteren zu

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gepürlichen alter kommen, haben noch vil jar darnach gelept. Die ein ist eim von Laubenberg, die ander eim edelman von Closen vermehlt worden.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_130.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)