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auß, schieß es ein; allain müeß er des offens acht nemmen, damit recht eingehaizet werde. Also kum ine alle sachen ring an, darzu werdt das prot bösser und geschmackter, dann so er selbs gleich handt anlegte. Dess im der graf

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gestendig ware und het darab ain groß gefallens. Damit er sich aber gegen dem erdenmendle dankbar bewise, do ließ im der graf ain kleins reckle und ain kappen mit zotten, wie domals der brauch war, von rottem duch machen, wie die hoffarb ware, alles in der gröse, wie der pfister

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anzaigung thette, von der gröse des erdenmendles. Das wardt in die pfisterstuben uf die bachmuelten gelegt. Wie nun das erdenmendle nach seim alten brauch kompt und das hofclaidt ersicht, nimpt es das, beclaidt sich darmit, und wie der pfister warhaftigclichen angezaigt, der sollichs

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gehört und darbei gewesen, ist es in sollichem claid ein mal oder etlich in der stuben herumb gesprungen und nachvolgende reimen gesprochen:


»Solt ich alle nächt bachen
Und mit beschwerden wachen?«

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[1084] Damit ist es wider sein weg gangen, das der pfister nit wissen megen, wohin es kommen; ist auch hernach weder von dem pfister oder andern in Büdingen gesehen oder gehört worden. Gott waist die ursach, warumb es abgeschaiden oder villeucht abschaiden müesen[1]. Es hat der grafe

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ein grose beschwerde ab seinem außbleiben empfangen und ine übel gerowen, das ers hat lasen klaiden. Ih hab von einer glaubwürdigen person mermals gehört, das vor jaren und dennost bei mentschengedenken ein from alt par volk tucherhandtwerks zu Freisingen in der stat hab gewonet;

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zu denen ist auch ein sollichs erdenmendle kommen. Wann nun die guete leut tags an irer arbait müdt und hellig worden und nachts an ir ruhe gangen, so hat das erdenmendle in der werkstat gewürkt und gespulet. Solchs ist vil zeit also beschehen und dem tucher hiedurch sein arbait also

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befürdert worden, das er sich wol neren kinden. Letstlich hat im der tucher ein schwarz röckle und ain par schuch lasen machen. Das hat das erdenmendle dankbarlich angenommen. Unlangs hernach hat sich der tucher noch mer verdienen wellen, hat im ein rots paretle kauft. Das hat


  1. abschaiden müesen] vgl. hiezu Kuhn, Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen I, 157 ff. no. 163 u. anmerk. dazu.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_135.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)