Seite:De Zimmerische Chronik 4 138.jpg

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ist der knab erst den dritten tag wider haim kommen, das ine sein vatter verschetzet gehapt und vermaint, dieweil er so lang ußbliben, es haben in villeucht die wilden thür im gebürg umbgebracht. Hiezwischen aber hat des knaben

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vatter etliche stuck des unerkannten gelts, die im der son des vorigmal het zugebracht, wie oblaut, zu seiner notturft ußgeben. Dardurch gleich ein murmel entstuende, wo diesem baursman sollich alt und unerkannt gelt herraichte. Sollichs kam gleich für die oren des gelthungerigen

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amptmans uf dem schloß, der vermaint, der paur het ein schatz gefunden, darvon der obrigkait und ime auch ir tail müest werden. Derhalben ließ er eilendts zu im greifen und fengclichen einziehen. Aber wie hoch der amptman den bauren betrawet, so konte er doch nit mer user im bringen, dann

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sein jünger son het im das gelt zugestelt. Derhalben, damit im der raub nit entgienge, ließ er den knaben gleichergestalt fengclichen einlegen, und als er die bekantnus user dem knaben weder mit gueten oder trawworten kunt user schrecken, do hat er den armen knaben dermasen genöt

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und betrangt, das er alles bekennen und öffnen müesen, gleichwol der jung ufs höchst umb Gottes willen darfür gebeten, er welle doch sein verschonnen, dann so er sagen, so müeß er am dritten tag hernach sterben. Aber der unbarmherzig, geizig Payr hat im kain gnad bewisen oder

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seiner jugendt verschonen wellen, sonder ine nichs desterweniger in der gefengknus lenger enthalten. Also ist der knab krank worden und, wie er vor gesagt und sich erclagt, im thurn am dritten tag gestorben. Was glück oder fahl diesen unmülten amptman, den Parzifal, hinfüro

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angangen, das ist user dem zu vernemmen, das er kurzlich darnach vom ampt mit ungnaden kommen ist. Hernach hat er die überig zeit seines lebens wenig gesunder stunden gehapt, sonder ain bettriss sein lebenlang bliben; ist wunderbarlich von dem podagra vexiert und geplagt worden und

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über etliche jar hernach zu Freisingen, da er ein aigens haus hat kauft, gestorben. Allen unfall hat er an disem armen knaben, den er von seins geiz wegen zum todt geursacht und getrungen, beschuldt, zuversichtlich, es weren sonst grose wunderwerk Gottes hiedurch an tag kommen.

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In Düringen, auch in Obernlausnitz werden noch heutigs tags erdenmendle gespürt; dann ein halbe meil ungefärlichen von Heldrungen ist ein alts burgstall gelegen, wurt


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_138.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)