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nachkommen [einem][1], einem becken, worden, der wonet zu Schemberg[2], haist . . ., und wiewol der weder schreiben oder lesen, nochdann kan man solchs buch mit groser mühe und arbait von ime erlangen und zu wegen bringen, allain

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der ursach, seitmals man so grose nachfrag darnach, so went er, es sei naißwas anders, user grobem unverstandt. * [1486] Man findt und waist glaublichen, das noh etlich und derselbigen nit wenig mentschen leben, die wir vermainen vor langen jaren dodt sein, das sein namlich die

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verfluchten leut, die leben und nit sterben künden natirlichs tods biß an den jüngsten tag, wiewol solliche mainung bei iren vilen, sonderlichen aber bei den newgleubigen Cristen ain schlechts ansehen hat. Und derselbigen soll es ainest vor vil jaren in Frankreich und mertails in Poitu und gegen

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Britannien hinab gehapt, daher das gedicht von der Melusina[3] entsprungen, wiewol es an im selben kain gedicht, im grund aber ist hinach von den verlognen Franzosen dermaßen gebessert und mit unwarhaften zusetzen gemert worden, das es iezo bei unser zeiten alles für eitel und ain

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lauters fabelwerk geschetzt wurt. Man waist ie gründtlich, das ain Melusina [4] in Poitu gelept, die den mechtigen berg Lusingen eingenomen und das königclich schloß darauf erbawen, und das von ir nit die wenigsten geschlechter in Frankreich und Niderland entsprungen, die sich des

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herkommens von ir berüemen, auch ainstails die Melusinam ufm helm füren. Guilielmus Tyrius, der die hierosolomitanischen historia[5] ganz vleißig geschriben, vermeldet von ainer Melusinen[6], die si aim französischen herr vermechelt gewest, genannt herr Hugo von Retesta, und soll ain muter sein

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gewest herr Balduini von Burgo, der hernach der ander hirosolmitanisch könig gewest nach abgang des theuren künigs Gotfrid. Aber dise unser Melusina [7], von der wir iezo gesagt, ist vil elter, gleichwol man diser zeit ir herkommen gründtlichen nit wissen mag. [1487] Sie sollen noch allen


  1. einem] dürfte zu ergänzen sein.
  2. Schemberg] nachforschungen des herausgebers in Schömberg und in Rottweil, wo ein Besenfelder wohnt, nach dieser höchst interessanten handschrift blieben leider erfolglos. Sie ist wohl bei dem großen brande in Schömberg, wenn nicht schon vorher, zu grund gegangen.
  3. Melusina] s. Gödeke, Grundriß s. 120.
  4. Melusina] hs. Melichina.
  5. historia] s. Potthast, Bibliotheca historica s. 356.
  6. Melusinen] in der ausgabe des Guil. Tyrius bei Bongars, Gesta Dei per Francos lib. XII, cap. 1 heißt sie Milisendis.
  7. Melusina] hs. Melichina.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_146.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)