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es beschehe nur von aiges nutzes wegen. Darumb so wardt der rathschlag[1] umbgekert und blib uf der schmalen vissierung. In somma, der baw wardt allerdings verderbt, man bawete uf die alten faulen meurle. Do wolt der alt herr

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was behelfs suchen und kam dahin, daz bei seinen lebzeiten die alten mauren, denen zuvil lasts war ufgeladen, anfiengen zu reißen und zu spalten. Also muest man von ziegelstainen pfeuler und bögen uffüeren, damit der ober baw nit herabfiele. Und das noch mer zu verwundern, so was der paw

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gegen orient und dem schönen luft von ziegelstainen und gegen dem regen und windt, gegen nidergang, von holz und rigelwerk gemacht. Was soll ich vil sagen? Der alt herr kunte selbs merken, das der baw nit würig sein würde, doch so [1091] machte er ain bösle darauß und sprach, er

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hets mit fleis also angeben, damit seine nachkommen auch was zu schaffen, wider hetten abzubrechen und von newem zu bawen; wer auch sein mainung anders nie gewesen, dann uf sein leben zu bawen, wiste wol, man würde sein gebew nit bleiben lasen. Villeucht hat ers also erratten

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oder gedacht, die gebew würden nit bestendig sein, oder verhofft, dieweil er so gar nachtailig gehauset, der nachkommen kainer würde das gebew verbessern künden, sonder zu schaffen haben, die vorigen zu erhalten; dann ainmal sein mainung war, sein gedechtnus allain ufzurichten, es

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gieng sonst, wie es wellt. Solch vorhaben und bedenken hat dem stammen und nammen Zimbern vil tausendt guldin schadens und nachtails zugefüegt. Im sei aber, wie im welle, der baw war gemacht, es were gleich guet, oder böss, und gestunde ob den zwelf tausendt guldin bares gelts,

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derhalben dann graf Carl von Zollern mermals gesagt, es sei schadt, das er sovil gelts solt verbawen und nichs rechts kindt bawen. Es kam darzu, wann er oder die seinen von ainem verderpten baw sagen wolten, so nenten sie es ain zimbrischen baw. Aber es hat sie hernach mit irem

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unbestendigen baw auch troffen. Gleichwol der zimbrisch baw under augen ein herrlichs und groß ansehen hett. Derhalben uf ein zeit, wie herr Hanns Jacob von Landow geen Mösskirch kam und, wie im der new baw gefiele, angesprochen, do sagt er frei herauß: »Botz welt, herr! ewer

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baw sicht mich für ein Venediger belz an.« Solcher rede


  1. der rathschlag] hs. der rathschlagt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_151.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)