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begert haben, darauß gefolgt wer, das er seinem stammen und namen vil guets beweisen und den mit zeitlichen ehren und güetern hoch zieren und erheben het kinden. Aber es hat villeucht nit sein sollen oder es ist zu vermueten, waver

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im Got ein oder mehr ehlichen söne gonnen wellen, er würde obgehörte gnaden und guetthaten reuchlichen gebraucht haben. Zu sollichem ime auch nit wenig fürstendig seine höfliche und ansehenliche geberden, darin er meins erachtens den merertail anderer Deutschen seins gleichen,

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die mir ie zu sehen worden oder zu erkantnus kommen, weit übertroffen. Ich geschweig der herrlichen person und seiner gesunden complexion und aigenschaft, damit in der allmechtig sonderlichen und weit vor andern versehen und begapt hat.

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* [1464] Ich hab manichmal von ime gehert, wiewol er sich sonst dessen nühe merken ließ, das er vernünftigclich erzellt, wie es seim herr vatter ainest in der fürsten dienst ergangen, darob verjagt und vertriben worden; beschloß dann seine rede mit nachfolgenden reimen:

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Herengunst, Aprillenwetter,

Frawengemüt und rosenbletter,
Ross, würfel und federspill,
Verkern[1] sich oft, wers merken will.[2] *

Iedoch hab ich kaum ein man, den ich ie kennet,

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gesehen, der ime so übel hab gefürcht im lasen, welches im gleichwol in vil weg grosen mangel gebracht an seiner gesundthait, sein auch im vil gebrechen derhalben zugestanden, deren er aller wol het über sein künden. Aber er kunts maisterlichen und mit eim sondern bossen verkluegen, das

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man solchs an ine nit merken oder gewaren solt, welchs gleichwol wenig leut an im haben gespirt, dann man hats seiner überseltzammen weis zugeben, da sich schon was, als da ein forcht darhinder steckte, ereigte; dann er wolte der man nit sein oder darfür geachtet werden, das er im

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solte in einer so geringen und gemainen sach fürchten oder entsitzen. Darumb, so er ie seiner grosen anligen halb lasen mueste, darzu es dann vil kunst und persuadierens bedorft von arzeten, so informiert er dann den barbierer zuvor mit einer langen instruction, mit bericht, wie er im


  1. Verkern] hs. Berkern.
  2. will] s. Eiselein, Die Sprichwörter und Sinnreden des deutschen Volkes s. 304.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_175.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)