Seite:De Zimmerische Chronik 4 182.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


den ich also solte übel fürchten[1]. Wo ist der man? welcher ist er?« Wie er das gesagt, es wardt iederman erschrocken, niemands wolt darüber antwurten. Sprücht der alt herr: »Ich höre sagen, Schmidt, du seiest derselbig und du habest

5

mir getrewet. Wol her!« Indess, wie der alt herr das sagt mit einer gar ernstlichen gestalt, zuckt er ein äxtlin, welches er stettigs in die kirchen trueg, sich damit zu steuren, wiewol sein [1108] mainung gar nit war zu schlagen oder den knecht zu schedigen, und thuet ein schritt zwen für sich.

10

So baldt die knecht das ersehen, war inen, sonderlich aber dem Schmidt und sonst noch eim knechtlin, hieß Barthlin, nit lenger zu warten, sie fielen durch die offnen rigel nit anders, als ob sie der hagel hiendurch geschlagen. Als sie in hof hinauß kamen, war des fallens kein ort, sie stießen

15

sich an ire selbs schwerter, das sie nochmaln übergiengen, und wardt ein solliche burzlete und lecherliche, schimpfliche sach darauß, das der alt herr selbs hernach wol lachen megte. Gieng der kirchen zu, sprechendt, man solte ine hinfüro unveracht und ein alten, erlepten man sein lasen;

20

er wer dergleichen von merers stands vertragen gewesen, darumb könte er das solchen liederlichen leuten und darzu seinen dienern nit zugeben. In sollichem kirchengang ist noch ein solche abenteurliche handlung begegnet; dann demnach seine helzer trefenlichen heten abgenommen und

25

dann die Mösskircher, auch ander herrschaftsleut holzstelens gewonet, mueste er nottwendigclichen ein einsehens haben. Das griff er mit eim grosen ernst an. Er verordnet uf die holzdieb heimliche und offenliche ufseher; wer ergriffen, der wardt unnachleslich darumb gestraft. Under andern ward

30

ain beck zu Mösskirch strafbar erfunden; der het ein guete anzal, sonderlich aber jung aichholz abgehawen; hieß Hanns Mauk und sas neben dem Birkthor. Darüber der alt herr gar erzürnt ward. Begab sich, das Hainrich Weiglin, war bei wenig jaren darvor vom statamanenampt abgesetzt, sich

35

bereden ließ und mit gedachtem Mouken für den kirchgang kam, des willens, für den Mouken, sein nachpurn, zu bitten. Indess get der alt herr von der kirchen herab und ersicht sie. Do sprücht er sie an und fragt, was sie wellen. Hierauf thuet Weiglin dem Mouken das wort und wolt im das

40

holzstellen verstreichen. Es het Weiglin kum anfahen zu reden,


  1. fürchten] hs. fruchten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_182.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)