Seite:De Zimmerische Chronik 4 184.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


hernach, ob sie nit schlaffen wollte. Sie antwurt zu iedem: »Nein,« sie könt oder sie möcht nit. Zu letst, als er sie lang befragt, ob sie das oder jens mögte und allweg nain sprach, sagt er zu letst: »Mögtest du aber hechlen?« Spricht die

5

fraw: »Ach mein Crista, ain krank mentsch muß etwas geleben.« Bei zeiten, als er messmer zu Messkürch, war ain priester zu Rast, hieß herr Ludwig . . ., war ain ungelerter, verhurter pfaff. Der kam ainsmals ufs capitel gen Messkürch und sollt ain requiem lesen, konnt er aber die mess

10

im buch nit finden, gieng lang ob dem buch umbher bletteren. Zu letst sicht Crista Koch sein mangel, gehet hienzu und sucht dem pfaffen im buch, was zu der selmess geherig, legt zeichen darzu und in großer ungedult, das er ain so dollen pfaffen verhanden sollt haben, sprechend: »Wolan,

15

herr Lude, do finden ir den teufel allen bei ainandern!« Diser herr Lude hat ein son gehapt, hieß Michel, ist ain weidlicher kriegsman worden. Er ist mit Michel Sesslarn von Messkürch, Joseph Mayer von Riedlingen, fürnemen kriegsleuten, lange zeit in Hispanien gelegen, haben helfen

20

den Morenberg einnemen und sonst vil guter thaten gethon. Diser Michel ist in seiner jugendt zu dem schmidhandtwerk von seinem vatter, dem pfaffen, gethon worden, darneben ist er aber domals so gar verrocht gewest uf das keglen, das er kein ruhe darvor gehapt und wo er kegler gewisst

25

oder erfaren, denen hat er nachgewandlet und dem keglen obgelegen. Eins mals ist er uf ain sonntag nach ostern in aller früe ufgestanden, hat kugel und kegel zu im genomen in ermel, ist damit, wie man die thor geöffnet, nach Wald dem closter gangen, der mainung, dieweil selbigs tags

30

kirweihe daselbs, seiner handtierung mit dem keglen nachzukomen. Wie er nur ins Hauser holz wol hinfür kommen, ist im ain unbekannter man begegnet. Als der neben inne kommen, hat er den jungen angesprochen: »Wo hinauß?« im domit den ermel begriffen, sprechend: »Ich sich, du bist

35

auch ein kegler, darum will ich mein hail gegen dir versuchen.« Haben baide hierauf mit ainandern so weit gesprachet, das sie sich verglichen und im holz uf ainer kleinen weiten haben keglet. Was hat sollen beschehen? Das keglen hat nit lang geweret, der jung hat dem andern ernstlichen

40

zugesehen und befonden, das er rossfüeß gehapt, darab [1527] er noch erschrocken, wol gemerkt, was er für ain kegler vor augen. Derhalben hat er Gott mit allem ernst


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_184.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)