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andere hören reden, wie dann die juditia und naigung der mentschen ungleich. Und sagt manicher, es hetten die bastardt ain sollichen favor zu Mösskirch, so einer am himel hieng und herab solt und müst fallen, solt er kain [1112]

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ander ort uf der welt, dann Mösskirch erwelen. Es war sein mainung, da sein erste concubina, des Gottfriden muetter, in ledigem standt verharret, das er sie nach absterben seines gemahls, der grefin von Hennenberg, wolte zur ehe genommen und damit den iezgehörten Gotfriden geehlichet haben.

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Aber Got wolt es nit also, sonder hets dahin verhengt, das sie vorlengest sich mit einem förster, genannt Alexander Pfefferlin, verehlichet. Das war dem alten herren haimlich ein groser kommer. Er pflag oft von graf Antonio von Isenburg[1] zu sagen, wie sich derselbig nach absterben seines

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gemahls, der grefin von Wiedt, het verheirat mit einer, die ime het gefallen, wer nit vom adel gewest, auch die kinder, von derselbigen geborn, weren nit für grafen, sonder für guete gesellen geachtet worden; wer alles mit guetem willen und zulassen seiner söne beschehen. Dieselbig fraw het auch

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nit im schloß bei ime und den sönen gewonet, sonder hett zu Büdingen ein aigne behausung in der stat gehapt, und were undertags oder wann es ime gefellig, uf eim kleinen eselin zu ir ins haus hinauß oder wider ins schloß geritten. Er redte also darvon, als ob er im auch dergestalt, da es

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die gelegenhait überkommen, welt gethon haben. Ich hab dieselbig Krenige vor jaren wol gesehen, sie war bei der jungen grefin von Thengen, grafe Christofs hausfraw, die war ein Reingreffin und graf Antonii schwester dochter. Aber Crenige war zwar nit sonders schöns, aber was ist hüpschers,

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dann was einem am basten gefelt? Graf Antoni überkam ein solliche begird zu ir, nachdem sie dann bei seiner basen, der grefin von Thengen, in Schwaben war, das er eilendts einsmals nach ir schickt und ir begert, und dieweil er aber diser grefin von Thengen vil guets erwisen, do wolt sie es

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im auch nit vorhalten, schickts im hinab. Man sagt, als dem grafen gesagt worden, daz seine gesanten kommen, hab er zum fenster hinab gerieft: »Bringen ir mir auch das Crenige?« Wie er das ersehen, do hat im sein gesindt in gueter weil nichs verderben kinden, hat auch darauf solich

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Crenige gleich geehlichet, wie oblaut. Und hiemit wellen


  1. Isenburg] hs. Isenberg.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_193.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)