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gieng er halb todt und doll hinab, und als er wider ermundert, auch underricht und wider zu im selbs kam, do dankt er zu forderst Gott dem allmechtigen, der obrigkait und menigclichem, so zu seiner erledigung hilf, rath oder that

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gethon, verhieß sein lehen zu bössern und inerhalb wenig tagen sich uf die fart zu s. Jacoben zu begeben. Also hat menigclich ein groß betaurn mit im und wardt im etlich gelt uf die rais umb Gottes willen geschenkt. Was soll ich sagen? Demnach ein gemain sprüchwort: »Was erhenkt

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soll werden, das ertrinkt nit[1],« das beschach do auch. Er schied in vier oder fünf tagen user der herrschaft, des willens, sein vorhabende rais anzufahen, kam aber nit weiter, dann geen Geisingen in die Bar. Daselbst focht in der böss gaist an, das er abermals ein ross stal. Das bracht er mit im

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geen Engen. Do wardt er verkuntschaft, gefangen und wider für recht gestelt. Wie aber die obrigkait erfuere, das er in so kurzer zeit zu Mösskirch in dergleichen netten gewesen und darab über alle beschehne und mitgethailte gnad sich so wenig gebessert, do ließ man ime recht ergeen, und

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erstandt wie kramatsvogel. In somma, es ist ganz müßlich und gefärlich mit den malefizsachen und hats ein obrigkait bald übersehen, als sich wol beschaint in eim fahl, der sich anno 1561 zu Liechteneck under graf Conradten von Tübingen begeben. Unfer darvon wonet ein edelman von . . ., der

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hett deselben jars zwen jung stalbueben im haus, der ain ungefärlich uf zwelf, der ander vierzehenjärig. Diese zwen knaben sein zu zeiten, da der edelman gastung und frembde leut, in ein gewelb, becher und anders zu holen, geschickt worden. Als aber das oft beschehen, [1117] haben sie zu

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letst die schloß und ander gelegenhait des gewelbs abgesehen und darauf einsmals, wie der edelman verritten, hew und anders, das gewonlich uf dem gewelb gelegen, abgeraumbt und haimlich von oben herab gebrochen, auch also von silbergeschier und anderm ires gefallens

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heraußgenommen, dasselb under dem dach verborgen und das offen gewelb mit brittern und hew widerumb verdeckt. Nach etlichen tagen so kompt der edelman wider zu haus und geet nach seiner gewonhait ins gewelb. Do manglet er etlicher becher. In dem sicht er ungeferdt über sich und findt das

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spatzennest, darvon allererst gesagt. Darauf berüeft er alles


  1. ertrinkt nit] s. oben II, 620, 34, wo die hs. ertrint hat.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_202.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)