Seite:De Zimmerische Chronik 4 255.jpg

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verraist, so ist er doch hievor von jugendt uf ganz hummanus und freuntlich gewest und der wol schimpf versteen künden, auch sich nit leuchtlich mit worten lasen ufsetzen oder zue zorn bewegen. Das hat sich wol beschaint mit

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dem . . . Butschen, war ein registrator zu Insprugk in der canzlei. Uf ein zeit het der kaiser ein concept eins rathschlags der regierung überschickt und ires rathlichen bedenkens begert. Dieweil es aber ein sach, das der regierung des kaisers fürnemen nit gefellig, do schluegen sie im solichs,

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gleichwol zum glimpfigisten ab, und seitmals zu erachten, das er ein sonders ungnedigs misfallen darab entpfahen, do wolt kainer den hofdank verdienen und dem kaiser die antwurt bringen, allain der Putsch wardt darzu beredt, dann es war ein gueter fatzman, dessen sich der kaiser

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sonderlichen wol vermechte. Derselbig Butsch nam die sach an, gieng zum kaiser und überantwurt die schrift. Der kaiser standt an eim disch und las. Darab het er ein groß misfallen, beschaint sich an dem, das im die adern am hals ufliefen und groß warden, welches ain besonders gemerk, bei

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dem man aigentlichen abnemmen, das er zornig. Wie er nun ein passaige gelesen, sprach er: »Butsch, die regierung ist ain narr.« Der Butsch buckt sich dief, sahe ernstlich und sprach: »Allergnedigester kaiser, die regierung ist kain [1157] narr.« Der kaiser nam sich der antwurt nichs an,

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las fort. Über ein weil sprücht er wider zum Butschen: »Wolan, Butsch, so bist du ain narr«, wolt im damit zu versteen geben, das es ain dorheit, seitmals niemandts sonst die antwurt bringen, das er darzu sich het bewegen lasen. Butsch wolt kain narr sein, wie man gemainlich sprücht:

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»Kain narr will ein narr sein«, so wenig als kein voller vol oder ain hur ein hur, dann dieselbigen wellen die allerfrimbsten sein. Darumb widersprach er dem kaiser und sagt: »Allergnedigester kaiser, ich bin kain narr.« Der kaiser las fort und lechlet ab diser redt, und über ein kleins

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weile sprücht er: »Wolan, Butsch, so bin aber ich ain narr.« Butsch sahe ganz ernsthaft darzu und lachet nit, bucket sich aber dief und sprach: »Allergnedigester kaiser, das ist war, das ist war.« Dem kaiser vergieng aller zorn, mocht sein über die masen wol lachen. Es geriet disem Butschen, dörft

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sonst wol zehen andern oder meren nit also hingangen sein. Gleichergestalt geriet es auch maister Albrechten, war des kaisers wappenmaister. Füegt sich uf ein zeit, das der kai-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_255.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)