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haberin von sich gelasen, auch erlichen abgefertiget. Als aber deren leut gelegenhait nit, das sie an sollichen orten, da sie erwarmen, gern weichen, das beschach da auch. Es lernet sie ir mueter, ein alte sesselmacherin, wie sie im thuen

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solte, das sie in kürze widerumb zum grafen keme. Die jung die thetts, und dieweil [1161] sie aber ein guete parschaft vom grafen bekommen, do nam sie ein schreiber, der zog mit ir geen Metz. Der hielt sich in masen, das sie baide in ehren und guet insaßen und inen wol gieng. Der

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graf nam das frölin von Newenburg, het hochzeit und waren etliche jare bei ainandern, das er sie nie kont beschlafen. Sollichs wardt von inen baiden so heling gehalten, das hievon niemandts wissens trueg. Mitlerweil mueste der graf geen Metz verraisen. Als er etliche tag alda still lag und

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zu zeiten spazieren gieng, traf er einsmals sein alte liebhaberin uf der gasen an. Er sprachet mit ir und fragt sie umb ir thuen und lasen. Sie sagts im. Also fragt sie ine auch von seinem wesen und ob er noch kein erben het. Er sprach, wie er und sein gemahl ganz freuntlich und wol

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mit ainandern lepten, auch das er altag eins erben gewertig. Sie verwundert sich heftig, sprechendt: »Ach Got, wie ist es so gar ein dorheit, der sich uf der alten weiber künsten verlasst! wie ibel bin ich betrogen worden! Aber ich höre es von herzen gern und bin fro, das es nach meinem willen

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nit ergangen ist.« Der graf war wundergern, bat, sie welt im nichs verhelingen. Sie sprach, wie sie vor jaren von ime sich geschaiden, also het sie ir muetter gelernet, sie solte das und das (und hiemit thet sie ime solche stuck nennen) in einen newen haffen thuen, mit etlichen

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ceremonien in den pronnen zu Hochenkünigsburg versenken, mit dem vertrösten, so lang der haff im bronnen unerhept, so lang solt der graf mit keinem weibspildt was handlen künden oder künder bekommen. »Darumb«, sprach sie, »höre ich wol, das es ein fantasei gewesen, des ich Gott

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dank sag.« Der graf schied mit grosen frewden von ir ab, macht sich den nechsten uf seine ross und darvon. Wie baldt er geen Künigspurg kam, do ließ er sich kain costen betauren und den prunen unverzug erschepfen. Also fand man den hafen; darinen ward alles noch frisch und

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unversert gefunden, wie das die fraw zu Metz het vermeldet. Solche materi ließ der graf zerschlagen und verbrennen, wie er underwisen war. Darauf war er allerdings wider ein


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_263.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)