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münch hinein in das conclave kommen, hab ein crucifix ab dem altar gerissen, das dem affligirten kaiser fürgezaigt und gesprochen: »Das ist dein herr, dein schepfer, den hastu mit deiner hofart und übernemmen erzürnt, der strafft dich

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iezundt,« und hat den frommen, betrüebten kaiser noch mer mit seiner importunitet molestiert. Ich het bevolchen, man solte den dollen brueder übers schiff ußn werfen. Aber der from kaiser lidts alles und war gedultig. Das hat er auch hernach genossen. Gleichwol nach disem unfahl vor Argiera

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wardt allenthalben in deutschen landen darvon gesagt, ein ieder sagt sein judicium und wie ers verstandt. Grave Haug von Montfort kam geen Weingarten. Der abt fragt den grafen, was doch die ursach, das der from kaiser so grosen unfahl im krieg und wie nit mer, als hievor, welt gelingen.

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Der graf schwig ein mal zwai still. Wie aber der abt das noch ein mal ad propositum brachte, sprücht er: »Herr von Weingarten, so ir mir nichs zu ungueten haben, will ich euch in höchster warhait die gründtlich ursach nit verhalten.« Der abt sprach: »Ja, her, sagen mir, was ir wellen, ich will

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zufriden sein.« Sprücht graf Haug: »Fürwar, der kaiser hat nur euch münch und pfaffen in kriegsräthen und volgt euch, und dieweil ir euch aber uf solch hantwerk nichs versteen, do get es auch, wie es mag und man im werk befindt. Die fürsten, graven, herren und ander erlich kriegsleut, die vil

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versucht und erfaren, die praucht man gleichwol nach der haut, aber sie kommen vor ewerm haufen nit in die räth.« Der abt wüscht das maul und het sein thail, bekannt auch, der graf het im die warhait gesagt. Aber ad propositum, so hat der kaiser domals ein nachtailige expedition gethon,

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und wiewol im groß guet undergangen, so ist es doch nichs gegen den erlichen leuten zu rechnen von[1] aller handt nationnen, die ellengclichen haben hungers und dann krankhait halben sterben müesen. Man sagt, wie das kriegsvolk vom adel und sonst also krank und hungers todt in schiffen

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gelegen, haben sie zum oftermal in gespöt einandern für ir nachtmal zu gast geladen, also sprechendt: »Wolan, lieben brüeder, wo essen wir hinnacht zu nacht?« Hat dann etwan einer under inen geantwurt: »Ich will euch hinnacht zu gast haben, zum Neselbach oder zur Cronnen, oder da oder do,

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und will euch wol tractiern; ir solt haben guete grundln,


  1. von] hs. vor.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_267.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)