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so facht man am morgen an die suppen zu essen. Dieselbig weret manichmal von siben oder acht uren an biß umb die drei oder vier uren nach mitemtag. Das haist ein Bitscher suppen und ist zu eim sprüchwort worden.

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Hiezwischen und er suppen iset, do müesen manichmal die knecht etlich stundt uf den geulen halten und irem Bacho ußwarten. Wie im, die zeit und weil er ob seiner suppen sitzt, gebettet oder was im gewünschet, das darf er mit mir nit thailn. So es dann gegen abendts, so facht die rais erst

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an. Also kompt er mertails umb mitternacht oder darnach in die herbrig; guetlichen zu glauben, er sei ganz wilkom, wo er also zu unzeiten hinkom. Seine köch schickt er voranher, die müesen manichsmal zweimal kochen und wider von newen dingen zurichten, ehe er kompt. Was nutz bei

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sollichem regiment oder was alter guldin darbei gesamlet künden werden, ist wol zu erachten, insonderhait dieweil er stark mertails raist, als mit dreißig, vierzig, fünfzig und mer pferdten. Zu dem sich zu verwundern, das im seine nächtliche und unzeitige raisen so wol und glücklichen von stat

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geen, seitmals er ain solcher schwerer und unbeholfner man zu ross, darzu auch mertails gesteckt voll ist. Solch raisen und bei nacht umbher terminiern das haben ime seine vettern, die graven von Sulz, zimlichen nach vortail abgelernet, das sie selten bei tags an die herbrig kommen, es

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sei gleich bei iren freunden oder sonst. Grave Jacob hat sonst das schloß Bitsch wol erbawen, und demnach es zimlich hoch uf einem grosen, überlengten velsen gelegen, hat er die inwonner des [1171] stetlins, dann das schloß den kleiner tail des velsen von alter here ingehapt, ußgekauft.

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Die haben hernach herunder ins tal ire heuser gebawen, er aber hat alle heuser im stetle abgebrochen, ein wahl umb den velsen herumb an den dreien orten gefüert. Uf der vierten seiten ligt das schloß so nahe am ort, das er kain wahl oder andere werin hat kinden bawen. Von seinem

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abenteurigen baw wer sich zu verwundern, darvon ich verstendig und geiebt kriegsleut vil hab reden hören. Er hat ungefärlichen in fünf oder sechs jaren nach der zeit, darvon ich geschriben, sein ainige dochter, frölin Mariam[1], dem jungen graf Philipsen von Hanow-Liechtenberg vermehelet, und ist


  1. Mariam] nach Lehmann, Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, stammtafel 3, hieß sie Ludovica Margaretha.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_280.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)