Seite:De Zimmerische Chronik 4 282.jpg

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schickt er eilendts ein diener und ein metzger bei nacht hinweg uf Novelle zu, die ketten, wo möglich, zu holen und, da sie noch vorhanden, unverzogenlich zu bringen. Es waren iren etlich under der gesellschaft, die mögten wol leiden,

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das die kettin war vergessen worden, dann graff Wilhelm der mainung, nun übernacht zu Trier zu sein; so hetten sie aber die überalte statt Trier und ire antiquitates ger gesehen, die fürwar kainer ander statt in Europa solcher alten gepewen halb thut weichen. Zu dem so waren die pferde

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ganz müde und bedorften wol der ruhe. Also mußte[1] der alt grave Wilhelm des ander tags zu Trier bleiben und uf die kettin warten. Mitler weil als die herrn zu Trier still lagen, besahe grave Fröben Cristof die statt und ire antiquitates, das het, dergleichen in Rom oder sonst in unser

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landen nit zu finden[2]. Neben dem besahe er auch die fürnembsten clöster, in und ußerhalb der statt gelegen, under denen etliche bei kurzen jaren darvor von margraff Albrechten von Brandenburg, dem unnutzen vogl, waren verbrennt worden, als namlich S. Maximin und S. Paulin. Was

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herlichs gebew su S. Maximin, das mag bei dem, so noch von der prunst überig bliben, auch den verbrennten mauren abgenommen werden. Es ist sollich closter seiner übergroßen reichtum, auch järlichen gülten halb dozumal dem erzbischtumb Trier incorporirt worden. Das closter Sant Matheis ist

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bliben. In sollichem ist bei wenigen jaren ain apt gewest, der mit dem podagra vil geplagt worden, derhalben er im ein stuben und gemach im closter erwellet uf dem boden und in der nidere. Einsmals [1172] zu winterzeiten, als der gut apt abermals [am][3] podagra krank gelegen, do sein

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etliche schwein im hoff gemetzget worden, under denen ein schwein nit recht gestochen, und als der metzger darvon gangen, ist dasselbig wider zu sich selbs komen, ufgewüscht und sich von den andern allen gerissen, im hoff umbhergeloffen; derhalben alle[4] türen und thor im hoff eilendts

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verspert. Wie nun die saw also geengstet und unsünnig, auch nürgends künden ußkommen, hat sie das ofenloch, da man dem apt die stuben eingehaizt, ersehen. Dem ist sie zugeloffen. Dieweil es aber vom feur ganz haiß darinnen gewesen, ist die saw also benötiget worden, das sie nit gleich


  1. mußte] hs. mußten.
  2. zu finden] hs. zu friden,
  3. am] ist wohl zu ergänzen.
  4. alle] hs. allen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_282.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)