Seite:De Zimmerische Chronik 4 287.jpg

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het verbotten, so wol als seim dochterman den schlafftrunk. Es het ein edelman, der Jacob von Windeck, so uf grave Wilhelmen wartet, ein knecht, war gleichwol ein erlicher gesell, aber er het ain sollichen wunderbarlichen rock an,

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das er nit [eng][1], auch nit weit war, und seiner seltzamen form halben, dergleichen ich nihe gesehen, ward vil gelachet. Es waren etlich in der gesellschaft, so die uf der rais schwermüetig, besachen sie den rock und devisirten darvon, das sie was zu lachen hetten und inen selbs damit

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ein recreatz machten. Uf den carfreitag kamen die grafen gen Lütich, und demnach aber dieselbig statt ein herlichs wesen, so warden sie doch dieselbig nacht, nachdem und es ein hailige zeit war, zimlich tractirt. Nun het graf Wilhalm ein esel mit gen, der gelt und ander rüstung truge,

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aber mit den übergroßen tagraisen ward der essel so gar vermüdet, das man in bloßig gen Lütich bringen möcht und lasts, auch müde halb mermals uf dem weg niderfüele, derhalben inne graf Wilhalm zu Lüttich denselbigen abent ließ verkaufen und an sein statt ain andern kauften. Es

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lag aber ain Spanier in der herberg, war kaiser Carls soldat und hett zu Lüttig zu schaffen. Mit demselbigen Spannier macht des graven von Zimmer diener einer, ein kleins, alts knechtle, hieß Hanns Kolb, gleich kundtschaft, wiewol jener wenig Deutsch, diser aber kain ander sprach, dann sein

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Schwebisch konte. Aber sie konten des esels halb mit einandern praticeren, dess die herrn wol lachen möchten, sonderlichen wann Kolb dem Spannier den esel lobt »au bon esel.« In somma, es ward vom esel so vil geret, das er doch letstlichen denselbigen abent verkauft ward. Des

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andern tags überkam man ain andern, der den blunder weiter truege. Am osterabend[2] [1174] giengen die herr ainstails in aller früe ins palatium, das der bischof von der Marca ganz kaiserlichen erbawen het; das besachen sie. Die ander giengen in den tum zu Sant Lamberten. Dise kürch ist nit

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allain herlichen erbawen, sonder auch mit sovil tomherr und gaistlichen versehen, das es ain wunder, zu gleich auch mit den köstlichsten orneten und clinodien, dergleichen ich in s. Petters münster in Rom nit gesehen, als auch in diser statt sovil stift und clöster, das ain gaistlicher, so von himel söllt

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herabfallen, nürgends sonst sollte beger zu fallen, dann in


  1. eng] so ist vielleicht zu ergänzen.
  2. osterabend] hs. osterab.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_287.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)