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also mußten der grafen ainstails die zedl zu iren handen nemen. Die lasen sie uf dem ross; domit konten die trabanten sich erinner, wo ein ieder hin war furirt. Also blib graff Wilhalm von Eberstain im pallatio in eim gemach,

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das im zu war geordnet, graff Bernhart von Eberstain war in das königclich closter zu Sant Bertin losirt, die überigen grafen in burgersheuser. Dieselbigen grafen fürten die trabanten an iezbemelt ort. Graff Phillips von Hanow und graf Froben Cristof traffen underwegen, als sie zu iren

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losumenten ritten, den hochzeiter uf der gassen an. Derhalben, als sie einander zugesprochen, rit ieder an sein herberg. Gegen abend kam graf Reinhardt von Solms mit seinem gemahel, der grefin von Stain, auch irer dochter, frölin Amelia, die der zeit noch in ledigem stand, aber über

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etliche jar grave Hainrichen von Fürstenberg vermehelet worden. Dergleichen kam grave Hanns Günther von Schwarzenburg mit vil hoffjunker von Brüssel, auch der herr von Bossu, kaiser Carls stalmaister und innerste rethe einer. Also des ander dags fieng die hochzeit an. Es ward ein

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messe im sal gehalten, darbei doch der weniger tail der herr bliben, und wer des newen glaubens oder augspurgischen confession, der gieng herauß. Nach der mess warden der hochzeiter und hochzeiterna zusamen vermehlet, geschach den 7ten Aprillis anno 1556. Es mußten die zwo

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ehepersonen die ehe und vermehelung mit dem eid bestettigen, das ich doch sunst an kainem ort nie mer gesehen, und mögte gleichwol nit schaden, so derselbig brauch in unser hohe deutsche lender keme, ob doch der aide bei etlichen mer, dann das [1177] ainzig versprechen mögte beschießen,

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ich vermaine gleich so wol bei etlichen weibern, als bei den mennern[1]. Mit was bracht und herlichkait die hochzeit, mit kostlichen essen und den besten weinen, auch ander, so zu solchen panketen, als mit der musica und ander, gehert und gepreuchlich ist, gehalten worden, an dem allem nichts

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gespart sein, das ist von unnöten zu vermelden. Es warden etliche turnier zu ross und zu fuß, auch etliche stechen ganz costlichen gehalten. Darzu ward nach dem ring gerennt, den[2] grave Brauno von Eberstain, des hochzeiters bruder, überkame. Under ander guten hendln, die sich im

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turnieren begaben, war, das ein klains mendlin sich in tur-


  1. mennern] hs. nemmern.
  2. den] hs. dem.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_294.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)